Ehe.deRatgeberFamilie und KinderPaar bleiben wegen der Kinder

Paar bleiben wegen der Kinder

Paar bleiben – wegen der Kinder. Problematisch wird dies vor allem dann, wenn Sie nur wegen der Kinder ein Paar bleiben möchten. Was gut gemeint sein mag, hat in der Realität oft fatale Folgen für die Kinder. In diesem Ratgeber finden Sie mögliche Beweggründe für das Phänomen „Paar bleiben wegen der Kinder“, mögliche Auswirkungen auf die Kinder und was Sie tun können, um Ihre Beziehung vielleicht doch noch zu retten. Sie finden auch Ratschläge darüber, wann eine Trennung die bessere Lösung für Ihre Familie sein könnte und wie Sie für Ihre Kinder da sein können.

Das Wichtigste

  • Ihre Beziehung ist die Basis Ihrer Familie und bestimmt die Atmosphäre zu Hause. Wenn es Ihnen gut geht, geht es in der Regel auch Ihren Kindern gut
  • Kinder brauchen Sicherheit und klare Verhältnisse. Sie spüren intuitiv, wenn etwas nicht stimmt. Ihre Kinder lernen von Ihnen wie eine Beziehung funktioniert, also seien Sie ein gutes und ehrliches Vorbild.
  • Wenn Sie dazu bereit sind, nur wegen der Kinder weiterhin ein Paar zu bleiben, zeigen Sie eine hohe Opferbereitschaft. Nutzen Sie diese, um an Ihrer Beziehung zu arbeiten. Ob Mediation, Paartherapie oder Paarberatung – für jede Situation gibt es mögliche Lösungen.
  • Wenn Ihre Beziehung endgültig zerrüttet ist – was nur Sie beurteilen können – ist eine Trennung langfristig eine bessere Lösung für Sie und Ihre Kinder als die zwanghafte Aufrechterhaltung der Fassade einer „heilen Familie“.
  • Teamwork ist auch nach der Trennung gefragt. Achten Sie auf einen respektvollen Umgang und tragen Sie Ihre Streitigkeiten nicht auf dem Rücken Ihrer Kinder aus.

Wozu ein Paar bleiben?

Eine Trennung ist immer mit Herzschmerz und Umbruch verbunden. Je länger und enger die Beziehung war, desto komplizierter kann es werden. Gerade wenn der gemeinsame Haushalt aufgelöst werden muss oder das Paar sogar gemeinsame Kinder hat. Für die Kinder ist eine Trennung in jedem Alter ein einschneidendes Erlebnis. Doch gerade für minderjährige Kinder wird das komplette Leben auf den Kopf gestellt. Hinzu kommt die finanzielle Belastung einer Trennung und bei verheirateten Paaren auch einer Scheidung. Manche verspüren gesellschaftlichen oder kulturellen Druck das Ideal der „heilen Familie“ aufrecht zu erhalten. Sie möchten ihre Kinder nicht als „Trennungs- oder Scheidungskinder“ brandmarken.

Werden Sie sich im Klaren über den Status Ihrer Beziehung.

Werden Sie sich im Klaren über den Status Ihrer Beziehung.

Daher zögern viele Paare sich zu trennen. Das ist grundsätzlich richtig so, denn man sollte eine wertvolle Beziehung und Ehe nicht leichtfertig beenden. Wer sich füreinander entschieden und eine Familie gegründet hat, trägt Verantwortung für ihr Wohlergehen. Jede Beziehung hat ihre Höhen und Tiefen und es gehört zum Leben dazu, sich gemeinsam durchzukämpfen. Daher sollten Sie vor einer Trennung versuchen, gemeinsam an Ihrer Beziehung zu arbeiten. Ein Paar zu bleiben macht aber nur dann Sinn, wenn sie auch tatsächlich noch eine Partnerschaft führen möchten. Denn Ihre Beziehung ist die Basis Ihrer Familie. Ohne eine harmonische und stabile Basis hängt zwangsläufig der gesamte Haussegen schief.

Ihre gemeinsamen Kinder sind ein bedeutender Faktor und sie sollten in Ihrer Entscheidung auf jeden Fall berücksichtigt werden. Sie sollten jedoch nicht der einzige Grund sein, wieso Sie weiterhin ein Paar bleiben.

Alles für das Wohl der Kinder?

Sie möchten zum Wohl Ihrer Kinder ein Paar bleiben, womöglich um sie vor der Trauer und dem Stress durch eine Trennung zu schützen. Grundsätzlich ist es wünschenswert, die Familie zusammen zu halten. Denn eine intakte Familie schafft die bestmöglichen Voraussetzungen für die Entwicklung Ihrer Kinder.

Jedoch sollte die intakte Familie nicht um jeden Preis erzwungen und den Kindern „vorgegaukelt“ werden, wenn die Beziehung der Eltern bereits endgültig gescheitert ist. Ihre Kinder können die massiven Probleme intuitiv spüren. Selbst jüngere Kinder haben bereits einen feinen Radar und spüren, dass etwas nicht stimmt, auch wenn sie es womöglich nicht eindeutig zuordnen können. Spannungen zwischen den Eltern schaffen eine entsprechende Atmosphäre zu Hause. Eine zerrüttete Beziehung ist meistens mit weitreichenden Konflikten verbunden. Frust, Kälte und Streit ziehen in den Alltag ein.

Auswirkungen auf die Kinder im Elternhaus

Die angespannte Atmosphäre überträgt sich zwangsläufig auf die Kinder. Sie fühlen sich verwirrt, ängstlich und unsicher. Sprechen die Eltern die langfristige Konfliktsituation nicht an und vermitteln den Kindern zumindest verbal eine heile Welt, kommt es zu einem Widerspruch zwischen der gefühlten Realität und den elterlichen Narrativen. Mangels einer anderen Erklärung, kann es dazu kommen, dass die Kinder die Negativität auf sich selbst beziehen und still leiden.

Ihre Kinder orientieren sich an Ihnen.

Ihre Kinder orientieren sich an Ihnen.

Sagen die Eltern den Kindern unverblümt, dass sie der einzige Grund für den Erhalt der Beziehung sind, so wird ihnen automatisch große Verantwortung übertragen. Verantwortung, die Kinder nicht tragen sollten und auch nicht tragen können. Für Ihre Beziehung zueinander sind allein Sie als Paar verantwortlich. Die Kinder werden durch solch eine Aussage stark unter Druck gesetzt. Dabei gibt es für die Kinder keinen Ausweg, sie haben in jedem Fall mit Schuldgefühlen zu kämpfen. Bleiben Sie unglücklich ein Paar, fühlen die Kinder sich schuldig. Trennen Sie sich doch, fühlen die Kinder sich ebenfalls schuldig. Sie sollten die Kinder also Kinder sein lassen und Ihre Verantwortung selber tragen.

Langfristige Auswirkungen auf die Kinder

Besteht die angespannte Situation im Elternhaus dauerhaft, kann sich dies langfristig auf die Entwicklung Ihrer Kinder auswirken. Sie können jahrelang weiter unter ihren Schuldgefühlen leiden oder vergebens nach der Sicherheit und Stabilität suchen, die sie eigentlich im Elternhaus gebraucht hätten. Es besteht auch die Gefahr, dass Ihre Kinder ungesunde Verhaltensmuster übernehmen oder nicht wissen, wie sie eine harmonische Paarbeziehung aufbauen und erhalten können. Sie sind prägendes Vorbild für Ihre Kinder und was Sie ihnen vorleben, wird ihre Zukunft stark beeinflussen.

Extremfall: Gewalt in der Beziehung

Gewalt in der Beziehung, sei es verbale oder körperliche Gewalt, stellt einen Extremfall dar. Wenn Ihr Partner Ihnen oder den Kindern gegenüber gewalttätig wird, sollten Sie sich der Gewalt auf gar keinen Fall weiter aussetzen. Viele Betroffene harren in der Hoffnung aus, dass der Partner sich bessern werde, oder schaffen es nicht aus eigener Kraft auszubrechen. Wenn Sie betroffen sind, sollten Sie auf jeden Fall Hilfe aufsuchen und sich sowie Ihre Kinder so schnell wie möglich in Sicherheit bringen. Wenden Sie sich an Familienmitglieder oder Freunde, denen Sie vertrauen können. Auch wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen niemand weiterhelfen kann: Es gibt viele vertrauenswürdige Organisationen, die Ihnen mit ihrer Erfahrung und ihren Ressourcen zur Seite stehen können. Informieren Sie sich über Ihre Möglichkeiten - und nutzen Sie diese auch.

Was Ihre Kinder wirklich brauchen

Die Beziehung der Eltern bestimmt die Atmosphäre zu Hause.

Die Beziehung der Eltern bestimmt die Atmosphäre zu Hause.

Um gesund und glücklich aufzuwachsen benötigen Kinder stabile und harmonische Verhältnisse im Elternhaus. Wenn es Ihnen gut geht, geht es in der Regel auch Ihren Kindern gut. Sie möchten, dass ihre Eltern glücklich sind und respektvoll miteinander umgehen. Wenn es nicht anders geht, ist es für Ihre Kinder besser, wenn Sie jeweils allein glücklich sind, anstatt zusammen unglücklich. Es ist nicht damit getan, als Elternpaar zusammen zu bleiben und zu erwarten, dass die Kinder damit automatisch glücklich sind.

Was Sie für Ihre Beziehung tun können

Wer an dem Punkt angelangt ist, sich zu fragen, ob man den Kindern zuliebe zusammen bleiben sollte, sieht die Beziehung bereits als gescheitert an. Denn diese Überlegung kommt nur dann auf, wenn das Paar gar keinen anderen Grund mehr sieht die Beziehung fortzuführen.

Wenn Sie dazu bereit sind, weiterhin ein Paar zu bleiben, obwohl Sie sich längst auseinander gelebt haben und dies nur aus Liebe zu Ihren Kindern tun, dann haben Sie eine hohe Opferbereitschaft für die Familie. Das kann ein gutes Zeichen sein, denn wenn Ihnen so viel an einer intakten Familie liegt, können Sie vielleicht an Ihrer Beziehung arbeiten. Können Sie doch noch erneut zueinander finden?

Fehlt die Liebe zueinander, weil Sie sich auseinander gelebt haben, so können Sie versuchen Ihre Gefühle aufzufrischen. Seien Sie wieder ein Paar, verbringen Sie Zeit miteinander jenseits von Alltagspflichten und Routine. Entdecken Sie sich als Partner neu – Sie verbindet mehr als Ihre elterlichen Pflichten.

Haben Sie größere Konflikte, die Sie nicht zu zweit lösen können, holen Sie sich Unterstützung an Bord! Wichtig ist hierbei, einen unparteiischen Dritten zu finden, dem beide Partner vertrauen können. Keiner von Ihnen sollte sich benachteiligt fühlen. Es sollte also niemand sein, der einem von Ihnen näher steht als dem anderen oder der selbst in die Konflikte verwickelt ist. Wählen Sie die für Ihre Situation passende Lösung:

Mediaton – Diese Option eignet sich besonders bei Konflikten, in denen Sie sich nicht einigen können, die jedoch konkret und rechtlich bindend geregelt werden sollen: Ein zertifizierter Moderator vermittelt zwischen Ihnen als allparteiischer Dritter und hilft Ihnen durch konstruktive Gespräche auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Er ist zum Beispiel gesetzlich dazu verpflichtet, Stillschweigen zu bewahren und muss sicherstellen, dass Sie den Ablauf sowie die Folgen verstanden haben. Der Mediator führt jedoch keine Rechtsberatung durch! Er ist lediglich „Moderator“ für Ihre Verhandlung, jegliche Lösungsvorschläge müssen von Ihnen selber erarbeitet werden. Zu Beginn einigen Sie sich auf eine Mediationsvereinbarung. Darin legen Sie unter anderem die Konfliktparteien für das Mediationsverfahren, den Mediator, Regelungen zum Verfahren sowie die Kosten fest.

Sie erarbeiten Ihre individuellen und gemeinsamen Interessen und versuchen eine faire Lösung zu finden. Es werden für jede mögliche Lösung alle Vor- und Nachteile abgewogen, damit die sinnvollste Lösung für Sie beide ausgewählt werden kann. Ziel ist es also, eine Lösung zu finden, an die Sie sich beide halten und mit der Sie zufrieden sind. Abschließend wird die Lösung, auf die Sie sich geeinigt haben, als Abschlussvereinbarung schriftlich festgehalten. Diese Abschlussvereinbarung ist rechtlich bindend und soll sicherstellen, dass der Konflikt endgültig bewältigt ist. Sie ist ein zivilrechtlicher Vertrag zwischen den Konfliktparteien. Das Ergebnis der Abschlussvereinbarung wird also erst dann rechtlich bindend, wenn sie unterzeichnet wurde. Rechtlich bindend bedeutet, dass Verbindlichkeiten aus der Abschlussvereinbarung im Notfall gerichtlich eingeklagt werden können.

Expertentipp:

Viele Rechtsschutzversicherungen übernehmen mittlerweile einen Teil der Kosten eines Mediationsverfahrens. Dies hängt von Ihren individuellen Versicherungsbedingungen ab. Informieren Sie sich bei Ihrer Rechtsschutzversicherung!

Paartherapie – Diese Option eignet sich besonders dann, wenn Sie die Ursache für Ihre Probleme gründlich aufarbeiten wollen: Denn hier haben Sie die Möglichkeit, gemeinsam an Ihrer Beziehung zu arbeiten. Viele Konflikte finden ihre Ursache in Kommunikationsproblemen. Und an der Kommunikation kann man arbeiten. Dies erfordert zwar persönlichen Einsatz und Kompromissbereitschaft, zahlt sich jedoch aus. In dem Fall sind Ihre Probleme lösbar und Ihre Beziehung ist nicht endgültig zerrüttet. Eine Paartherapie hat den weiteren Vorteil, dass Sie in einem geschützten und von der Außenwelt abgegrenzten Raum Ihre innersten Wünsche und Ängste herausarbeiten und äußern können. Es gibt keine störenden Einflüsse und der Paartherapeut steht Ihnen mit seinem Wissen und seinen Erfahrungen zur Seite. Wenn beide Partner sich hier entgegen kommen, kann Ihre Familie nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich dauerhaft intakt bleiben.

Religiöse / Spirituelle Paarberatung – Diese Option eignet sich dann, wenn Sie beide religiös / spirituell sind und Ihren Glauben entsprechend in Ihr Leben einbeziehen: Wenn die Mittel vorhanden sind, bieten die meisten Gemeinden, gleich welchen Glaubens, eine Form von Paarberatung an. Auch hier versucht Ihr Berater mit Ihnen gemeinsam die Ursache Ihrer Probleme zu finden und eine Lösung zu erarbeiten. Er kann diese für Sie auch aus theologischer Sicht betrachten und Ihnen entsprechend Rat erteilen. Wenn Ihr Glaube für Sie eine Stütze im Leben ist, kann solch eine Beratung die Dinge für Sie ins richtige Licht rücken. Erkundigen Sie sich einfach bei Ihrer Gemeinde, was sie anbietet.

Nicht Paar bleiben nur wegen der Kinder

Die Kinder sollten nicht der einzige Grund für Ihre Beziehung sein.

Die Kinder sollten nicht der einzige Grund für Ihre Beziehung sein.

Wenn Sie alles gegeben haben und Ihre Probleme trotzdem nicht lösen können, dann kann eine Trennung die bessere Lösung für Sie sein. Auch wenn es intuitiv zunächst widersprüchlich scheint und die Trennung trotzdem Schmerz verursacht, wird es Ihnen und Ihren Kindern langfristig besser damit gehen. Eine endgültig zerrüttete Beziehung ist keine gute Basis für ein harmonisches Familienleben. Fragen Sie sich: „Können wir noch ein Paar, ein richtiges Paar und nicht nur die Eltern unserer Kinder sein? Was spricht sonst noch für unsere Beziehung?“ Seien Sie ehrlich mit sich selbst. Wenn Ihnen diese Frage Bauchschmerzen bereitet und Sie krampfhaft nach Gründen suchen müssen, dann könnte Ihre Beziehung endgültig gescheitert sein. Diese Frage können aber nur Sie beantworten. Wichtig ist vor allem, ob Sie als Paar noch eine Zukunft für sich sehen. Wenn Sie sich für eine Trennung entscheiden, sollten Sie sich deswegen nicht schuldig fühlen. Sie haben Ihr Bestes gegeben. Weisen Sie auch keinem anderen die Schuld zu und lassen Sie Ihren Frust nicht an Ihren Kindern aus. Sprechen Sie mit Ihren Kindern über Ihre Entscheidung.

Teamwork nach der Trennung

Nur weil Sie kein Paar mehr sind, bedeutet das noch lange nicht, dass Sie nichts mehr miteinander zu tun haben. Sie haben Kinder in die Welt gesetzt und sind weiterhin für sie verantwortlich. Als Eltern müssen Sie sich gemeinsam um sie kümmern. Achten Sie also auf einen respektvollen Umgang miteinander und tragen Sie eventuelle Streitigkeiten nicht auf dem Rücken Ihrer Kinder aus. Sie müssen kein enges Verhältnis zueinander pflegen, sollten jedoch dazu in der Lage sein, vernünftig Ihre Angelegenheiten zu regeln. Verzichten Sie auch darauf, vor Ihren Kindern schlecht über das andere Elternteil zu sprechen. Ihre Kinder lieben Sie beide und werden dadurch nur unnötig verletzt.

Fazit

Die Familie intakt zu halten ist lobenswert – Sie sollten es jedoch nicht um jeden Preis erzwingen. Gerade wenn Ihre Kinder der einzige Grund sind, wieso Sie als Paar zusammen bleiben möchten, können Ihre Kinder darunter massiv leiden. Sowohl während ihrer Zeit im Elternhaus als auch langfristig kann das tiefgreifende negative Auswirkungen auf ihr Leben haben. Haben Sie alles versucht und ist Ihre Beziehung trotzdem endgültig zerrüttet, sollten Sie eine Trennung in Betracht ziehen. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen. Wenn Sie das Teamwork nach der Trennung meistern, können Sie und Ihre Kinder langfristig (wieder) glücklich sein.

Autor:  iurFRIEND-Redaktion

Ratgeber