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Beziehung

Die Persönlichkeit jedes Menschen bildet sich immer in Wechselwirkung mit seinem Umfeld. Menschen sind soziale Wesen, die ihre Identität erst innerhalb der Beziehung zu anderen Menschen entfalten. Abgesehen von den unterschiedlichen Beziehungen, die man beispielsweise im beruflichen Umfeld oder innerhalb von Interessensgemeinschaften und Freundschaften zu anderen entwickelt, sind in unserer Kultur Zweierbeziehungen das geltende Ideal. Und obwohl wir beobachten können, dass heute eine Vielzahl von partnerschaftlichen Beziehungen scheitern, scheinen die meisten Menschen sich nach wie vor von dieser Vorstellung leiten zu lassen und streben eine Beziehung zu einem passenden Partner an, die möglichst ein Leben lang halten soll.

Das Wichtigste für Sie:

  • Eine feste Zweierbeziehung ist das, was bei uns die meisten Menschen anstreben.
  • Auch Singles sehnen sich nach einiger Zeit meist wieder nach einer Partnerschaft.
  • Die verschiedenen Phasen einer Beziehung:
    • Von Gefühlen überwältigt – die erste Zeit der Verliebtheit
    • Das bessere Kennenlernen und der Wunsch nach einer festen Bindung
    • Das Reifen der Beziehung
    • Die Routine zieht ein
  • Es erfordert nicht viel, um aus dem Alltagstrott auszubrechen. Erforderlich sind Aufmerksamkeit und ehrliches Interesse.
  • Regelmäßige Gespräche, Respekt und Akzeptanz sind für das Funktionieren einer Beziehung unerlässlich.
  • Auch die Romantik sollte nicht zu kurz kommen.

Freiwillige und unfreiwillige Singles

Wer sich (dauerhaft oder vorübergehend) nicht in einer festen Beziehung befindet, wird heutzutage „Single“ genannt. In Deutschland werden mehr als 40 Prozent aller Haushalte als Single-Haushalte geführt, in Großstädten sind es sogar mehr als die Hälfte. Dass diese Zahl so hoch ist, hängt mit der Emanzipation der Frau in den letzten Jahrzehnten zusammen. Im Gegensatz zur Generation unserer Großmütter, denen sich diese Möglichkeit in vielen Fällen überhaupt nicht bot, nutzen Frauen heutzutage häufiger die Gelegenheit, einen Beruf zu ergreifen oder ein Studium zu absolvieren, das ihnen finanzielle Unabhängigkeit gestattet. Sie bekommen später Kinder, wenn überhaupt – die klassische Familienstruktur hat an Stellenwert verloren. Vor allem jüngere Frauen (und natürlich auch Männer) wissen die Vorzüge des Single-Daseins durchaus zu schätzen. Wer jedoch nach einer Trennung oder nach dem Tod des Partners unfreiwillig Single ist, benötigt eine gewisse Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten und hat unter Umständen in der ersten Zeit den Eindruck, er sei nur von Händchen haltenden Paaren umgeben, bevor er beginnt festzustellen, dass es auch Vorteile hat, als Single zu leben. Doch abgesehen von der Kategorie „absolut bindungsunwilliger Beziehungsmuffel“ handelt es sich bei diesem Status in den meisten Fällen um einen vorübergehenden Zustand.

Die große Verliebtheit – ein Ausnahmezustand

Wer sich gerade im Zustand der frischen Verliebtheit befindet, möchte am liebsten keinen Moment ohne den anderen sein. In dieser Phase, die von einer großen Euphorie gekennzeichnet ist, die von Wissenschaftlern durch die Ausschüttung großer Mengen der Glückshormone Serotonin und Dopamin erklärt wird, werden Paare häufig belächelt. Verliebte befinden sich in einem Ausnahmezustand, der sich überwältigend anfühlt und von Dauerlächeln und dem unentwegtem Bedürfnis begleitet wird, über das Objekt der Begierde zu sprechen. Zu Beginn einer Beziehung mag man sich wünschen, dass dieser Zustand nie enden möge, doch mit der Wirklichkeit hat das nur wenig zu tun.

Den Partner besser kennen lernen

Normalerweise dauert es höchstens einige Wochen bis Monate, bis in einer Beziehung die Zeit der ersten Verliebtheit vorbei ist und die rosaroten Wolken verflogen sind. Damit bricht unweigerlich eine Phase an, in der die Realität Einzug in das Beziehungsleben hält und mit ihr die Notwendigkeit und der Wunsch, sich mit dem anderen auseinanderzusetzen. Vorausgesetzt, es tauchen nicht schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt Differenzen auf, die sich als unüberwindbar heraus stellen, beginnt nun die Zeit, in der man die Vorlieben und Gewohnheiten des anderen besser kennenlernt. Im Körper werden nun anstelle von Serotonin und Dopamin größere Mengen der „Bindungshormone“ Oxytocin und Vasopressin ausgeschüttet.

Expertentipp:

Wenn die Kommunikation stimmt, reift in jedem der beiden Partner der Wunsch nach einer dauerhaften Bindung an den jeweils anderen heran. Doch zeigen sich auch Verschiedenheiten und man erkennt die Schwächen des anderen, für die man zuvor blind war.

Jetzt zeigt sich, ob die Beziehung Bestand hat

Früher oder später zieht der Alltag in jede Beziehung ein. Jeder der Partner beginnt, sich wieder mehr um seine eigenen Interessen zu kümmern. Man hat sich ein Bild, eine Meinung über den Partner gemacht und beginnt, Erwartungen an die andere Person zu stellen. Dass diese unweigerlich zu ersten Ernüchterungen und Enttäuschungen führen können, liegt auf der Hand. Jetzt zeigt sich, ob beide Partner genügend Gemeinsamkeiten haben und gleichzeitig tolerant genug sind, um dem anderen seinen Freiraum zu lassen. Zu hohe Erwartungen an die andere Person sowie an die Partnerschaft führen in den meisten Fällen zu Beziehungskrisen. Zu große Unterschiede in den Anschauungen und Gewohnheiten mögen zu Beginn einer Beziehung noch spannend sein, später führen sie jedoch in der Regel zu Konflikten und im Extremfall zum Zerbrechen der Partnerschaft. Jemand, dem Ordnung und Genauigkeit sehr wichtig sind, wird sich nur schwerlich dauerhaft mit einer Person arrangieren können, die einen Hang zum kreativen Chaos hat. In dieser Phase kann es zu ersten offenen oder versteckten Machtkämpfen kommen, wenn versucht wird, den anderen nach seinem Wunschbild zu formen. Schaffen beide es jedoch, immer wieder Kompromisse zugunsten eines gemeinsamen Zusammenlebens zu finden, wird die Beziehung gefestigt und erfüllt die Partner mit tiefer Zufriedenheit.

In einer Beziehung, in der man sich trotz unterschiedlicher Auffassungen zu bestimmten Themen „zusammen gerauft“ hat, ist das Miteinander von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägt. In Partnerschaften, die den gemeinsamen Weg bis hierher geschafft haben, fühlt man sich dem anderen tief verbunden. Man kann den Partner realistisch einschätzen und weiß, was man an ihm hat. Beide genießen das Gefühl, so sein zu dürfen, wie sie sind, ohne sich angegriffen zu fühlen und ohne sich schützen und verstecken zu müssen. Man empfindet Wertschätzung für den anderen – aus der anfänglichen Verliebtheit haben sich echte Liebe und ein „Wir-Gefühl“ entwickelt. Gemeinsame Pläne für die Zukunft werden geschmiedet, häufig tauchen nun die Themen Eheschließung und Familiengründung auf.

Routine kann die Beziehung zerstören

Wenn Paare eine längere Zeit zusammen geblieben sind, stellt sich in vielen Bereichen eine gewisse Routine in der Beziehung ein. Und obwohl Routine an sich nicht als negativ zu sehen ist, wird sie vielfach als Beziehungskiller bezeichnet. Dabei wissen wir Routine in vielen Zusammenhängen auch zu schätzen, hütet sie uns doch in gewisser Weise vor unangenehmen Überraschungen. Manche Menschen gehen aus Routine immer wieder in dieselben Lokale und Restaurants, weil sie wissen, welche Standards sie dort erwartet, was zum Beispiel die Qualität des Essens und den Service betrifft. Auch im beruflichen Alltag ist Routine unvermeidlich und wichtig. In einer Beziehung bietet Routine uns in bestimmten Belangen eine gewisse Sicherheit, allerdings bringt sie auch Gleichförmigkeit mit sich. Wenn im Zusammenleben alles nur noch von Routine bestimmt wird, stellen sich früher oder später Unzufriedenheit und Langeweile ein. Wenn Paare abends nur noch schweigend gemeinsam vor dem Fernseher hocken, mögen sie sich fragen, wo das aufregende Prickeln geblieben ist, das sie in der ersten Zeit auf „Wolke sieben“ schweben ließ. Von Paaren, die man danach fragt, warum sie sich nach einer langjährigen Beziehung getrennt haben, hört man oft, sie hätten sich auseinander gelebt. Damit es nicht soweit kommt, kann jedoch jeder der Partner seinen Beitrag leisten.

Wenn jemand davon ausgeht, den Partner in- und auswendig zu kennen, ist das ein Anzeichen dafür, dass er oder sie das Interesse am anderen verloren hat, gleichgültig geworden ist. Man hat sich ein Bild vom Partner gemacht und hält an diesem Bild fest, ob es nun der Realität entspricht oder nicht. Daher stellt man keine Fragen mehr - und wenn doch, dann eher aus Gewohnheit als aus Interesse. Um das Sich-Auseinander-Leben in einer Beziehung nicht einfach geschehen zu lassen, erfordert es Aufmerksamkeit und Achtsamkeit. Wer glaubt, dass der andere es an Aufmerksamkeit fehlen lässt, sollte sich eingestehen, dass es meist beide Partner sind, bei denen das Interesse nachgelassen hat. Anstatt sich bei Freunden über den anderen zu beklagen, kann es hilfreich sein, sich gedanklich in die Zeit der ersten Verliebtheit zurückzuversetzen und sich daran zu erinnern, warum man den anderen damals so begehrenswert fand. Vielleicht sind die Vorzüge des Partners mit der Zeit zur Selbstverständlichkeit geworden, so dass man sie nicht mehr zu schätzen weiß. Zugleich sollte man versuchen, sich daran zu erinnern, dass man früher das Augenmerk nicht auf die Schwächen und Fehler des Partners gerichtet hat, sondern wahrscheinlich bereit war, großzügig darüber hinweg zu sehen. Wenn man also heute von bestimmten Macken des Partners genervt ist, hat das auch damit zu tun, dass man weniger tolerant geworden ist.

Aus dem Alltagstrott ausbrechen

Gegenseitige Vorwürfe führen häufig in einen nicht endenden Kreislauf aus Schuldzuweisungen, tragen aber nicht dazu bei, etwas an der eingefahrenen Situation zu ändern. Allerdings haben beide Partner die Chance, den ersten Schritt zu unternehmen, um aus dem Alltagstrott auszubrechen. Ein kleines Geschenk ohne besonderen Anlass, eine spontane Einladung ins Kino, ins Theater oder zu einem Konzert, ein überraschendes Kompliment – all dies sind Gesten und Aufmerksamkeiten, die den Beziehungsalltag durchbrechen und mit denen man dem anderen zeigt: Mir liegt etwas an unserem Miteinander. Dabei sollte man keine Angst davor haben, das Falsche zu tun; falsch wäre es vielmehr, gar nichts zu tun. Denn wer etwas dagegen unternehmen möchte, dass der Alltag die Beziehung dominiert, sollte zuerst bei sich selbst und seinen eigenen Verhaltensweisen anfangen.

Dabei sollte man möglichst nicht so lange warten, bis sich eine schwelende Unzufriedenheit zu einer echten Krise entwickelt hat. In Beziehungen, in denen der Alltag mit seinen Notwendigkeiten und Erfordernissen den größten Teil der Zeit und auch einen Großteil der Energie der Partner beansprucht, scheint immer etwas dazwischen zu kommen und zu verhindern, dass man sich mehr einander widmet. Doch das sollte man nicht zulassen, wenn die Beziehung lebendig und bereichernd bleiben soll. Wer stets denkt: „Nur noch dieses eine Projekt erfolgreich abschließen, dann werde ich mich mehr um den Partner/die Partnerin/die Familie kümmern“, übersieht, dass mit großer Wahrscheinlichkeit bald das nächste Projekt ansteht, das Zeit und Aufmerksamkeit erfordert. Einer Beziehung bekommt es allerdings auf Dauer nicht gut, immer nur „nebenbei“ zu laufen, eine Beziehung will vielmehr gehegt und gepflegt werden. Die erste Grundvoraussetzung hierfür ist, dass man ihr Zeit widmet.

Was hält eine Beziehung lebendig?

Als besonders wichtig für eine „gute Beziehung“ wird die Zeit angesehen, die man für intensive Gespräche aufbringt. Die meisten Paare, die seit Jahren zusammen leben, reden im Durchschnitt nur noch wenige Minuten pro Tag miteinander. In dieser Zeit wird jedoch vorwiegend Organisatorisches besprochen. Das, was den Beteiligten bewegt, kommt in dieser Zeit meist nicht zur Sprache. Für eine gelungene Kommunikation ist es erforderlich, dass beide dazu bereit sind, sich zu öffnen und über ihre Gedanken und Gefühle zu sprechen, ebenso notwendig ist aber auch die Bereitschaft, aufmerksam zuzuhören. In funktionierenden Beziehungen nehmen die Partner sich ganz bewusst die Zeit für regelmäßige Gespräche.

Ein gegenseitiges Akzeptieren der anderen Person ist ebenso unerlässlich wie Respekt und loyales Verhalten dem anderen gegenüber, wenn eine Beziehung Bestand haben soll. Dabei beginnt illoyales Verhalten nicht erst bei einem Seitensprung, sondern dort, wo den Beziehungen zu Dritten ein höherer Stellenwert eingeräumt wird als der Beziehung zum Partner. Gewisse Freiheiten und Spielräume für eigene Interessen sollten die Partner sich dennoch gegenseitig einräumen. Pläne, von denen auch die andere Person betroffen sein wird, sollten allerdings stets nur zusammen mit dem Partner geschmiedet werden. Wichtige Entscheidungen sollte niemand, der in einer Beziehung lebt, nur für sich alleine treffen.

Expertentipp:

Bei alledem sollte nicht vergessen werden, dass auch eine Prise Romantik geeignet ist, um immer wieder frischen Wind in eine Beziehung zu bringen und die Erinnerungen an die anfängliche gemeinsame Zeit aufleben zu lassen. Zu zweit einen Sonnenuntergang zu erleben, bei Regenwetter gemeinsam auf dem Sofa zu kuscheln, beim Stöbern in der Fotokiste in alten Erinnerungen zu schwelgen, ein Abendessen bei Kerzenlicht oder ein gemeinsames Wellness-Wochenende tragen dazu bei, dass das Gefühl der Romantik nicht vollkommen im Alltag untergeht.

Autor:  iurFRIEND-Redaktion

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