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Beziehungsprobleme lösen

Beziehungsratgeber gibt es viele. Sie haben alle ein Problem. Die Autoren kennen Ihre persönlichen Probleme nicht. Sie können nur ahnen, was Sie umtreibt. Sie berichten allenfalls von den Erkenntnissen, die sie durch Studium und berufliche Erfahrungen gewonnen haben. Es ist daher immer schwierig, pauschale und vielleicht auch theoretisch anmutende Ratschläge und Empfehlungen in der eigenen Situation umzusetzen. Da Sie sich von dem Thema offensichtlich angezogen fühlen, geht es in diesem Textbeitrag darum, von den Erfahrungen anderer zu berichten. Vielleicht können Sie daraus selber Nutzen ziehen und wenigstens Ansätze finden, damit auch Sie Ihre Beziehungsprobleme lösen.

Das Wichtigste für Sie:

  • Eine Ehe ist etwas Besonderes. Sie hätten sonst nicht geheiratet. Bevor Sie Trennung und Scheidung erwägen, sollten Sie eine Bestandsaufnahme Ihrer Beziehung machen.
  • Nichtigkeiten sollten kein Anlass sein, Ihre Beziehung infrage zu stellen.
  • Ehen scheitern oft, weil jeder Partner eine andere Vision vom Leben hat.
  • Haben Ihre Kinder das Elternhaus verlassen, sollten Sie sich neue Aufgaben suchen.
  • Ein guter Ansatz, um Beziehungsprobleme zu lösen, ist, dass Sie etwas gemeinsam unternehmen, sich eine gemeinsame Aufgabe suchen und den Partner irgendwie in Ihr Leben einbeziehen.
  • Sehen Sie keinen anderen Ausweg als die Scheidung, sollten Sie für sich prüfen, welche Perspektiven Sie nach einer Scheidung haben und inwieweit Sie in einem neuen Leben zurechtkommen.
  • Wenn Sie das konstruktive Gespräch mit dem Partner suchen, sollten Sie eine möglichst angenehme Gesprächsatmosphäre schaffen.

Trennung und Scheidung sollten Ultima Ratio sein

Manch ein Zauber trägt den Makel der Vergänglichkeit in sich. Auch mit der Liebe scheint es oft so zu sein. Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Beziehung auf dem Prüfstand steht, sollten Sie die Situation auch als Chance begreifen. Sie haben offenbar einen Punkt erreicht, an dem ein „weiter so“ nicht mehr richtig funktioniert. Dann sofort von Trennung und Scheidung zu sprechen, ist oft ein Schnellschuss, den Sie vielleicht kurz danach bereits wieder bereuen. Ist das böse Wort aber erst einmal ausgesprochen, ist der entstehende Riss in der Beziehung so tief und die Seele des Partners oft so verletzt, dass Sie nichts mehr wirklich reparieren können. Ihr Partner kann nur vermuten, dass Sie Ihre Beziehung an einem Endpunkt sehen und keinen anderen Ausweg mehr wissen, als die Trennung und Scheidung in die Wege zu leiten.

Bevor Sie also über Trennung und Scheidung ernsthaft nachdenken, sollten Sie eine Bestandsaufnahme Ihrer Beziehung machen. Dabei kommt es entscheidend darauf an, dass Sie nicht nur die Schwachpunkte und Unzulänglichkeiten Ihres Partners in den Vordergrund stellen und bewerten, sondern auch bereit sind, Ihre eigenen Schwächen zu hinterfragen. Es ist fast, als wenn ein Raumschiff Richtung Mond fliegt. Sein Kurs muss beständig korrigiert werden. Nur dann, wenn der Kurs stimmt, trifft es ins Ziel. Auch in einer Beziehung ist es unausweichliche Voraussetzung, dass Sie Ihren täglichen Kurs immer wieder neu bewerten und im Sinne einer guten Partnerschaft korrigieren. Ansonsten steuern Sie an Ihrem ursprünglichen Versprechen, „bis dass der Tod euch scheidet“ vorbei.

Warum scheitern Beziehungen und Ehen?

Unsere menschlichen Unzulänglichkeiten sind Alltag

Wer behauptet, er könne genau sagen, warum Beziehungen und Ehen scheitern, war entweder noch nie verheiratet, lebt in einer überglücklichen Beziehung oder ist Psychologe. Beziehungen und Ehen scheitern oft aufgrund von Nichtigkeiten. Kleines wird aufgebauscht, die Mücke wird zum Elefanten. Wenn Sie dann aber Ihre Beziehung als den Bund fürs Leben betrachten, relativiert sich der Elefant schnell zum Scheinriesen. Wir alle tragen Unzulänglichkeiten in uns und müssen akzeptieren, dass wir anderen damit vielleicht auf die Nerven gehen. Vielleicht kennen Sie die Lebensweisheit des alten Seemanns: „Ein guter Ehemann ist wie ein Seemann: Er wartet ab, bis sich die Wogen nach dem Sturm wieder geglättet haben“. Haben Sie sich gestritten, schlafen Sie also eine Nacht darüber und bewerten die Situation dann neu.

Partner haben unterschiedliche Lebensvisionen

Früher prägte die Hausfrauenehe die Beziehung. Er verdiente das Geld, sie betreute den Haushalt und zog die Kinder groß. Sie fühlte sich oft unterfordert, weil sie ihren Beitrag zum Familienunterhalt als gering einschätzte, er fühlte sich überfordert, weil er den Tag im Büro, unter Tage oder auf der Schicht verbrachte. Man lebte sich auseinander. Lernte ein Partner dann einen neuen Partner kennen, der andere Lebensverhältnisse repräsentierte, war die Faszination oft so groß, dass er/sie der alten Beziehung Lebewohl sagte.

Heute ist es ähnlich. Auch wenn Frauen zunehmend berufstätig sind, ändert sich an der Problematik an sich wenig. Kommen beide Partner abends nach Hause, sind sie so müde, dass die Kraft allenfalls noch für den Fernseher reicht. Dass beide Partner damit, oft unbewusst und uneingestanden, unzufrieden sind und Chancen ergreifen, eigenständig und ohne Einbeziehung des anderen, aus der Beziehung auszubrechen, darf nicht verwundern. Oder verbringt ein Partner seinen Berufsalltag im Büro oder im Betrieb, während andere unternehmerisch oder freiberuflich gewisse Freizügigkeit und Freiheiten genießt, kann es sein, dass der in ein Angestelltenverhältnis eingebundene Partner nicht mehr die Energie aufbringt, dem anderen zu folgen. Die Visionen, die jeder von seinem Leben hat, gehen auseinander.

Die Kinder sind aus dem Haus

Leben die Kinder im Elternhaus, ist der Alltag oft auf das Wohl der Kinder abgestellt. Sind die Kinder groß und gehen eigene Wege, stehen Eltern oft vor einer emotionalen Leere und gehen sich gegenseitig auf den Nerv. Sie sollten in einem ersten Schritt die Situation akzeptieren und sich eingestehen, dass die Zeit, in der Ihre Kinder groß geworden sind, vorbei ist. Sie haben jetzt die Chance, wieder eigene Wege zu gehen. Schließlich sind Sie auch eigene Wege gegangen, als Sie noch keine Kinder hatten. Sehen Sie sich um. Sie werden vieles entdecken, für das Sie sich sicherlich begeistern können. Werden Sie Mitglied in einem Verein, legen Sie Ihren Garten neu an, renovieren Ihr Haus oder ziehen in eine kleinere Wohnung. Soweit das Kinderzimmer jetzt leer steht, nutzen Sie die Möglichkeit, dort einen Hobbyraum oder Ihr Büro einzurichten oder gestalten Sie das Zimmer nach Ihren Wünschen um. Egal, was es ist: Übernehmen Sie Verantwortung und geben Sie Ihrem Leben einen neuen Sinn. Dann hat auch Ihre Beziehung eine neue Chance, insbesondere dann, wenn Sie Ihren Partner dabei mitnehmen können.

Anregungen, Beziehungsprobleme zu lösen

Jede Situation ist anders. Vielleicht hilft es, wenn Sie versuchen umzusetzen, was auch anderen schon weitergeholfen hat. Ein Ansatzpunkt wäre, dass Sie sich erinnern, warum Sie einmal zueinander gefunden haben. Sie hatten, als Sie sich kennengelernt haben, offensichtlich Gemeinsamkeiten und gemeinsame Ziele und wollten Ihr Leben miteinander verbringen. Meist ist es so, dass genau diese Wünsche im Lebensalltag zu kurz kommen. Jeder macht das Seine und nimmt den anderen dabei nicht mit. Vielleicht fahren Sie gemeinsam übers Wochenende in die Berge oder ans Meer oder planen gemeinsam den Jahresurlaub, auf den Sie die letzten Jahre vielleicht verzichtet haben. Gehen Sie ins Kino und freuen Sie sich über den oder die Schauspieler, die Sie beide besonders mögen. Fällt es Ihnen schwer, sich mit dem Partner zwanglos zu unterhalten, laden Sie Freunde ein und gehen Sie gemeinsam aus. Nutzen Sie die Anwesenheit Dritter, um das Gespräch mit Ihrem Partner zu finden. Unternehmen Sie irgendwas gemeinsam, von dem Sie glauben, dass es ihm oder ihr Freude macht. Es ist eigentlich egal, was Sie gemeinsam unternehmen, wichtig ist, dass Sie es gemeinsam unternehmen.

Welche Perspektiven haben Sie bei Trennung und Scheidung?

Glauben Sie, Ihre Beziehungsprobleme nur durch Trennung und Scheidung lösen zu können, müssen Sie sich fragen, welche Perspektiven Sie dann haben. Glauben Sie, im Leben allein zurechtzukommen? Glauben Sie, dass Sie auf die vielleicht noch bestehende Zuneigung Ihres Partners, die Zweisamkeit mit ihm und all das, was Sie über die Jahre hinweg verbindet, verzichten zu können? Auch finanzielle Überlegungen dürfen kein Tabu sein. Sie müssten Ihr gesamtes Leben neu organisieren. Sie brauchen eine eigene Wohnung, müssen sich um den eigenen Haushalt alleine kümmern und haben vielleicht niemanden, den Sie im Falle von Krankheit, Kummer und Hilflosigkeit um Beistand bitten können. Sie brauchen mit hoher Wahrscheinlichkeit viel Kraft, Ihr Leben neu zu organisieren. Wenn Sie ehrlich zu sich selbst sind, werden Sie sich möglicherweise eingestehen, dass es zusammen mit Ihrem Ehepartner vielleicht doch leichter durchs Leben geht. Immerhin haben Sie einiges erlebt. Genau diese Erlebnisse schaffen Gemeinsamkeiten, die mithin den Wert Ihrer Verbindung ausmachen.

Schaffen Sie eine konstruktive Gesprächsatmosphäre

Wackelt Ihre Beziehung, gibt ein Wort schnell das andere. Sind Sie emotional bewegt, ist eine konstruktive Gesprächsführung oft unmöglich. Sie artet meist nur in gegenseitigen Vorwürfen aus. Vieles davon ist an sich nicht ernst gemeint und lediglich der Situation geschuldet. Wenn Sie Beziehungsprobleme lösen wollen, sollten Sie eine konstruktive Gesprächsatmosphäre schaffen. Eine solche kann darin bestehen, dass Sie trotz alledem gemeinsame Urlaubstage verbringen und dort die Zeit und Muße finden, miteinander ins Gespräch zu kommen. Vielleicht reicht auch ein gemeinsames Abendessen in angenehmer Umgebung. In einer solchen Wohlfühlatmosphäre sind Menschen eher bereit, einander zuzuhören und aufeinander zuzugehen. Vor allem schaffen Sie einen Rahmen, aus dem der Partner nicht ohne Weiteres heraus kann und er sich einem Gespräch eher stellen muss, als wenn Sie zu Hause zwischen Tür und Angel miteinander streiten.

Fazit

Um Beziehungsprobleme zu lösen, können Sie natürlich auch einen professionellen Eheberater in Anspruch nehmen. Aber auch ein Berater wird darauf abstellen, dass Sie sich Ihrer Situation bewusst werden, bereit sind, in sich Fehler zu suchen und Fehler einzugestehen, an sich zu arbeiten und auf Ihren Partner einzugehen. Vorher sollten Sie jedenfalls versuchen, mit sich selber ins Reine zu kommen und Ihre Beziehung zu Ihrem Ehepartner kritisch zu hinterfragen. Bedenken Sie, dass Sie, als Sie Ihren Partner kennengelernt haben, vielleicht auch um seine Zuneigung haben kämpfen müssen. Da Zuneigung sich täglich neu beweisen muss, sollten Sie auch jetzt nicht gleich die Flinte ins Korn werfen und um Ihre Beziehung kämpfen. Ist der Wille da, öffnet sich oft auch der Weg zum Ziel.

Autor:  Heinrich von Südhoff

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