Wie liebte eigentlich Hermann Hesse?

 
 

Einer der bekanntesten deutschsprachigen Schriftsteller ist Hermann Hesse. Neben drei Ehefrauen, drei Söhnen und zwei Scheidungen, galt seine größte Liebe der Literatur und Malerei. Individueller Freiraum war ihm sehr wichtig, eingeengt zu werden ertrug er nicht. Wer war dieser Mensch Hermann Karl Hesse, der am 2. Juli 1877 im württembergischen Calw geboren wurde? Tatsache ist, dass er aus einer christlichen Missionarsfamilie stammte und in einer behüteten und intellektuellen Familienatmosphäre aufwuchs.

So erstaunt es nicht, dass der intelligente Hesse im Jahr 1891 in Stuttgart das Landexamen bestand, um anschließend das evangelisch-theologische Seminar in Maulbronn zu besuchen. Doch schon hier zeigte sich im März 1892 sein „rebellischer“ Charakter, der auch in seinen Werken „Demian“ oder „Der Steppenwolf“ besonders deutlich zum Vorschein kommt: Er schwänzte das Seminar und wurde erst einen Tag später auf freiem Feld aufgegriffen.
Die Folge waren heftige Konflikte mit den Eltern – und der Wechsel von einer Schule in die nächste. 

Mit schulischen Institutionen und deren Zwänge hatte es Hesse nämlich gar nicht. Zwar bestand er 1893 das Examen im Gymnasium Cannstadt, danach brach er aber die Schule ab.

Ehefrau Nr. 1
Von nun an gab es andere Prioritäten in seinem selbstbestimmten Leben: Arbeit und Liebe! Im August 1901 arbeitete Hermann Hesse im Antiquar Wattenwyl in Basel. Dort lernte er als 26-Jähriger die neun Jahre ältere Fotografin Maria Bernoulli „Mia“ kennen und lieben. Gemeinsam reisten sie nach Italien und heirateten 1904.

Die Liebe blieb nicht kinderlos. Mia brachte drei Söhne zur Welt: Bruno, Heiner und Martin.

Im Laufe der Jahre entfremden sich das Ehepaar jedoch. Hesse reiste viel und war nur wenig zuhause. Seine Frau wurde zunehmend depressiver. Zwar versuchten beide, ihre Ehe zu retten und zogen 1912 nach Bern. Aber leider scheiterte dieser Rettungsversuch kläglich.
1918 reifte in Hesse der Entschluss zu einer räumlichen Trennung. Die Folge: Scheidung. Hesse war frei, aber seine Frau landete in einer psychiatrischen Anstalt. Das Schöne daran: Beide hegten ein Leben lang eine tiefe Freundschaft füreinander.

Ehefrau Nr. 2
Es dauerte nicht lange, da lernte Hesse 1919 die 20 Jahre jüngere Ruth Wenger im Tessin kennen. Die junge Frau verliebte sich in den Schriftsteller und schaute zu ihm auf. Das schien Hermann Hesse zu gefallen. 1924 heiratete er seine Ruth und sie liebten sich sehr.

Einerseits.

Andererseits kamen Zweifel auf, weil die Interessen und charakterlichen Eigenheiten der beiden zu verschieden waren. Ruth wünschte sich Kinder, am liebsten sieben. Hermann Hesse wollte jedoch keine Kinder mehr und hielt Abstand.

Folge:
Das Paar lebte meistens mehrere hunderte Kilometer voneinander entfernt und Ruth musste sich mit ihren Hunden, Katzen, Papageien und anderen Haustieren begnügen. Das ließ sich Frau Hesse aber nicht lange gefallen. Nach drei Jahren  Ehe beantragte sie die Scheidung.

Ehefrau Nr. 3
Dies ging nicht spurlos am sensiblen Schriftsteller vorüber. Er schien traumatisiert und zeigte sich ziemlich mutlos, eine weitere Ehe einzugehen. Dennoch schlug die Liebe ein drittes Mal zu: Der Name seiner dritten Ehefrau lautete Ninon Dolbin, eine glühende Verehrerin seiner Person seit sie 14 Jahre alt war.

Diese Beziehung hielt lange: Ninon ließ Hermann Hesse die eigenen Freiräume, die er brauchte. Und er ließ ihr die ihren. Die Ehe hielt bis zum Tod: Nach 35 Jahren Ehe starb Hermann Hesse am 9. August 1962. Doch seine Werke, die von düsteren Humor und Poesie geprägt sind, begleiten Millionen von Menschen bis heute.

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