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Liebe ging wahrscheinlich schon im Mittelalter durch den Magen. Bei unserem Mittelalter-Menü aber auch noch heute. (© vlad3356 - Fotolia.com)

Mittelalter-Menü

 
 

Themenessen sind wie ein Theaterstück für den Gaumen. Dann befindet man sich eben plötzlich im All und quetscht wie die Astronauten sein Essen aus Tuben, man reist kulinarisch durch andere Länder – oder man reist durch die Zeit. Wer wollte nicht immer schon ein edler Ritter der hauseigenen Tafelrunde sein und mit seinem Burgfräulein gepflegt speisen?! 

Unser Mittelalter-Menü für zwei macht es möglich. Doch das dunkle Zeitalter umfasst nach unserem heutigen Begriff gut und gern 1000 Jahre und überlieferte uns Geschichten von armen Mönchen genauso wie von prächtigen Königsbanketten. So tasten wir uns nun auch Gang für Gang und Met für Met so ein bisschen durch die gesellschaftlichen Schichten.

Wir beginnen mit einer Vorspeise, die schon bei den Römern bekannt war und die bereits im ersten Kochbuch „Buoch von guoter Spise“ erwähnt wird – wenn auch eher als eigenständige Mahlzeit. Bei einfachen Leuten gern gegessen wurde der Arme Ritter, da er preiswert und nahrhaft ist:

Menge  Zutat
4Scheiben Brot
1Ei
250 mlMilch

Wenn die Milch mit dem Ei vermischt ist, kann man die Brotscheiden darin einweichen lassen. In einer erhitzten Pfanne entsteht so ein goldbraun gebackener Armer Ritter. Fühlen sie schon das karge, einfache Leben einer mittelalterlichen Bauersfamilie?

Doch ab dem 10. Jahrhundert zogen Fisch und Fleisch mehr und mehr in den Warenbestand der Händler ein und wohlhabendere Menschen konnten sich diese Proteinquellen regelmäßig kaufen und auch der höhere Klerus genoss Lachs, Kabeljau und Hering. Der erste international bekannte Koch – lange vor dem TV – war Maestro Martino, der als Chef im römisch päpstlichen Palazzo in der Küche zauberte. Von ihm inspiriert kommt hier unser Hauptgericht, Lachs im Teigmantel:

Menge  Zutat
350 gLachsfilet
1/2 Zitrone (gepresst)
1Ei
40 g Mehl
40 mlMilch
Salz
Zucker
Backpulver

Das aufgetaute Filet wird zunächst gewaschen und abgetrocknet, dann in etwa 6cm große Stücke geschnitten. Aus dem Zitronensaft, etwas Salz, Zucker und Öl lässt sich eine Marinade anrühren, die mit einigen Kräutern verfeinert werden kann. Für etwa zwei Stunden darf nun der Fisch eingelegt in der Marinade im Kühlschrank verweilen. Nun verbinden sich Ei, Backpulver, Salz, Milch und Mehl zu einem dickflüssigen Teig. Die Fischstücke müssen gut abtropfen, bevor sie leicht mit Mehl bestäubt und durch den Teig gezogen werden. Zu guter Letzt werden die Filets in heißem Öl gebacken, ehe sie mit Salz- oder Bratkartoffeln oder Püree serviert werden können.

Als Nachtisch kredenzen wir heute mal Mörselkuchen, der aufgrund des teuren Safrans in dieser Form nur den sehr reichen Menschen vorbehalten war. Folgende Zutaten sind dafür von Nöten:

Menge  Zutat
5Eier
2 ELSemmelbrösel
1 ELHonig
4 ELRosinen
100 mlsüße Sahne
1Messerspitze Safran
Mandelblättchen

Passen wir also auch unsere Sprache dem Grad der Exklusivität an: Löse er den Safran in der Sahne auf und rühre er das Bienenerzeugnis unter. Schlage er die Eier auf und rühre auch jene unter. Alsdann widerfährt es dem Weckmehl und den Rosinen gleichwohl und er rühre sie unter. Halte er ein den Ofen auf 180°C vorzuglühen, die Masse jedoch zunächst auf dem Herd der Hitze auszusetzen. Möge er warten, auf dass der Teig leicht gestockt sei, und erst dann schiebe er ihn für 20 Minuten in den Ofen.

Wenn dieses Menü mal nicht den barbarischsten Söldner, den dreckigsten Schmied und die verzogenste Prinzessin an einen Tisch bringt! Wohl bekommt’s und gehabt euch wohl!