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Der Lohn für all die Mühen! Vatertag und Muttertag haben beide eine sehr bewegte Geschichte. (© Fotowerk - Fotolia.com)

Der Showdown: Muttertag vs. Vatertag

 
 

Mütter und Väter haben Hochachtung verdient. Sie haben uns ernährt, erzogen, Wunden geheilt, uns in Krisen geholfen und uns einen Weg ins Leben gezeigt. Logisch eigentlich, dass solche beachtenswerten Leistungen auch mit einem Feiertag gewürdigt werden müssen. Zwei davon stehen nun in Kürze an. Doch was genau hat es eigentlich mit dem Muttertag und dem Vatertag auf sich? Wir haben die beiden Feiertage gegeneinander antreten lassen. Mit interessanten Ergebnissen.

Muttertag: Vom Ehrenfest zum Wirtschaftsfest

Der Muttertag wird in Deutschland regelmäßig am zweiten Sonntag im Mai gefeiert. Zu Ehren der Mütter, der Mutterschaft und auch der Frauen im Allgemeinen. Mit diesem – durchaus lobenswerten Grundgedanken – decken sich auch die Ursprünge des Muttertags.  Er entstammt nämlich der englischen und amerikanischen Frauenbewegung. Genauer gesagt geht er auf die Anna Marie Jarvis zurück. Schon Jarvis‘ gleichnamige Mutter gründete 1865 die Mütterbewegung „Mothers Friendship Day“ und veranstaltete „Mothers Day Meetings“, auf denen Frauen miteinander diskutieren konnten. Am 12. Mai 1907 gedachte Jarvis ihrer Mutter mit einem „Memorial Mothers Day Meeting“. Dies war der Startschuss für ihren Kampf für die Einführung eines offiziellen Muttertages. Und der Gedanke fiel auf fruchtbaren Boden. Bereits zwei Jahre später wurde der Muttertag bereits inoffiziell in allen US-Bundesstaaten gefeiert. 1912 wurde er dann in West Virginia und 1914 durch einen Beschluss des Kongresses in allen Bundesstaaten zum nationalen Feiertag erklärt.

Allerdings währte die Freude von Jarvis über die Einführung des Feiertages nur kurz. Nachdem sich der Muttertag mehr und mehr zum Kommerzfest entwickelte, kämpfte seine Begründerin sogar für dessen Abschaffung. Obwohl sie dafür sogar einmal während einer Feierlichkeit handgreiflich wurde und eine Gefängnisstrafe in Kauf nahm, blieb der Tag aber bestehen.

Und er verbreitete sich sogar in viele andere Länder auf der Welt. So kam er in Deutschland bereits im Jahre 1923 an. Hier allerdings nicht als Triumph der Bemühungen von Mütter- oder Frauenverbänden, sondern – Jarvis dürfte nicht begeistert gewesen sein - auf Initiative vom Verband der deutschen Blumengeschäftsinhaber. Dieser Floristenverband legte den Muttertag für den zweiten Maisonntag fest.

Ein offizieller Feiertag wurde der Muttertag in Deutschland aber erst 1933, auf Initiative der Nazis, die den Festtag für ihren verqueren Mütterkult missbrauchten. Trotz dieses Missbrauchs wurde der Tag aber auch in der Nachkriegszeit gefeiert, nun aber erneut nicht als gesetzlicher Feiertag. Trotzdem gilt – wenig überraschend – die Sonderregelung, dass Blumenläden an diesem Tag in der Regel geöffnet bleiben dürfen.  Entsprechend hat es inzwischen auch Tradition, dass Müttern zum Muttertag Blumen geschenkt werden. Doch es gibt natürlich kein Gesetz, das andere und kreativere Geschenke verbietet. Immerhin sollten die Geschenke an diesem Tag nicht den Blumenhändlern Freude bereiten. Sondern den Müttern.

Vatertag: Alkohol und Bürgerkrieg

Der Vatertag wird auch als Männertag oder Herrentag bezeichnet und analog zum Muttertag gefeiert. Er fällt auf den kirchlichen Feiertag Christi Himmelfahrt. Der Vatertag wird in vielen Ländern auf der Welt unter verschiedenen Vorzeichen und teilweise an unterschiedlichen Tagen gefeiert. In Deutschland wird er vor allem im ländlichen Raum gerne begangen, aber auch im urbanen Bereich findet er seine Anhänger.

Der Vatertag ist traditionell mit dem Konsum von Hochprozentigem verknüpft. Vor allem Bars und Kneipen werden dann von Männern – die nicht zwingend Väter sein müssen – gerne und rege besucht. Mit unangenehmen Folgen: Am Vatertag gibt es laut dem Statistischen Bundesamt drei Mal so viele alkoholbedingte Verkehrsunfälle, wie an normalen Tagen. Nur in der Silvesternacht kommt es zu etwas mehr Unfällen und selbst in der feuchtfröhlichen Weiberfastnacht sind deutsche Straßen sicherer. Dieser Umstand hat dem Vatertag auch einen zweifelhaften Ruf eingebracht.

Allerdings entstand der Tag historisch gesehen aus einem ehrenhafteren Anlass. Der Vatertag geht überraschenderweise auf eine Frau zurück. Nämlich auf die Amerikanerin Louisa Dodd. Ihr Vater kämpfte im amerikanischen Bürgerkrieg (1861-65) was sie zum Anlass nahm, 1910 eine Bewegung zur Ehrung der Väter ins Leben zu rufen. 1924 gab dann der US-Präsident Calvin Coolidge eine Empfehlung für einen entsprechenden Feiertag an die Bundesstaaten der USA. Aber erst 1974 erhob Präsident Nixon der Tag zum offiziellen Feiertag. In den USA gilt der Vatertag noch heute als Ehrentag. In Deutschland wird er seit 1936 zusammen mit Christi Himmelfahrt gefeiert.

Neben der hehren Tradition der Ehrung der Väter kam schon im Laufe des 19. Jahrhunderts die heute bekannte Art, den Vatertag zu feiern, in Mode. Dabei ging es damals vor allem darum, die jüngeren Männer in die Sitten der Männlichkeit einzuführen. Inklusive zweifelhafter Traditionen wie den regen Gebrauch von Tabak und Alkohol.

Doch auch wenn der Tag hierzulande heute eher ein Tag des Alkohols als der Ehre ist, so gibt es doch auch noch eine Feiertagskultur jenseits der Kneipen. So wird der Tag von Männern gern für gemeinsame Grillfeste oder Ausflüge genutzt, wobei Väter gelegentlich Geschenke von ihren kinderlosen Freunden erhalten. Und auch als Familienfest ist der Vatertag im Kommen. Nicht zuletzt, da sich der folgende Brückentag wunderbar für Familienausflüge eignet.

Fazit: Weder Mutter- noch Vatertag haben eine besonders rühmliche Vergangenheit. Doch auch wenn Alkoholeskapaden, dunkle historische Kapitel und Kommerz den Eindruck trüben, sind es die schönen Anlässe trotzdem wert, sich ein paar Gedanken um Mütter und Väter zu machen. Denn wie gesagt: Verdient haben sie es allemal.