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10 Jahre zusammen und kein Antrag?

 
 

Als Dauerfreundin ewig auf den erhofften Antrag warten? Das kam für eine Frau in Sambia nicht in Frage: Nach 8 Jahren Beziehung ohne Heiratsantrag verklagte sie ihren Freund. Leider ohne Erfolg, denn der Richter sah keine juristische Handhabe dafür, die Auseinandersetzung zu klären. Dies könne nur das Paar unter sich ausmachen. Vielleicht stecken auch Sie in einer ähnlichen Lage, dann können Sie Folgendes bei Ihren Überlegungen einbeziehen:

Wann ist jemand bereit zu heiraten?

Dies ist sicherlich eine Frage, die jeder Mensch für sich selber beantworten muss. Sicher, manche Paare fassen den Entschluss, einander zu heiraten bereits nach wenigen Wochen oder Monaten. Genauso lassen sich andere Jahre Zeit. Statistisch betrachtet ziehen Paare im Schnitt nach 1 bis 2 Jahren Beziehung zusammen. Weitere durchschnittlich 3,5 Jahre dauert es dann statistisch, bevor sie heiraten.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass Paare in Deutschland heute deutlich später heiraten als ihre Eltern oder Großeltern. In 2019 war die Braut durchschnittlich 32,1 Jahre und der Bräutigam 34,7 Jahre alt. Im Jahr 1971 lag der Altersdurchschnitt noch bei 22,6 und 24,6 Jahren (Quelle: statista.com). Heute haben Partner durchschnittlich zwei ernsthafte Beziehungen hinter sich, so dass sich der hohe Altersdurchschnitt auch insoweit erklären lässt.

Vor allem dürften aber gesellschaftliche Aspekte eine Rolle spielen. Es gibt heute kaum noch einen gesellschaftlichen Zwang, eine Ehe einzugehen.

  • In Umfragen gaben 83 % der Paare an, dass sie wegen der Eheschließung keinerlei Druck verspürt haben.
  • 91 % gaben an, geheiratet sagen, um ihre Verbundenheit mit dem Partner oder der Partnerin zu dokumentieren,
  • 2 % fühlten sich sozial verpflichtet,
  • 2 % heirateten aus finanziellen Gründen (z.B. Splittingvorteil im Einkommensteuerrecht, Verheiratetenzuschlag vom Arbeitgeber, Einstufung in Steuerklasse III) und
  • 2 % heirateten aus angeblicher Bequemlichkeit.

54 % gaben bei einer Umfrage an, dass es ihnen völlig egal sei, wie lange man zusammen sein sollte, bevor man heiratet. Geheiratet wurde dann, wenn „es sich richtig anfühlt“. 80 % gaben an, dass man mindestens zwei Jahre, 12 % ein Jahr und 3 % mindestens sechs Monate zusammen gewesen sein sollte. 4 % gaben an, dass man überhaupt nicht heiraten sollte und 9 % wussten nicht, was sie sagen sollten (Quelle: statista.com).

Fazit: Leben Sie bereits zehn Jahre zusammen und warten noch immer auf den Antrag, liegen Sie sicherlich außerhalb des Durchschnitts. Trotzdem lassen sich daraus keine Rückschlüsse auf die Werthaltigkeit Ihrer Beziehung ziehen. Man könnte auch sagen: Gut Ding braucht Weil oder es ist nie zu spät. Umgekehrt könnten Sie natürlich auch behaupten: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

Warum stellt er/sie mir keinen Antrag?

Warten Sie auf den ultimativen Antrag, kann es gute Gründe geben, warum Sie warten. Leben Sie bereits zehn Jahre zusammen, hat sich wahrscheinlich eine gewisse Routine eingestellt. Die Beziehung ist zur Selbstverständlichkeit geworden, für die es keine Eheschließung braucht. Alles läuft scheinbar wie von selbst.

Grund kann sein, dass Sie oder umgekehrt Ihr Partner oder Ihre Partnerin beruflich so engagiert sind, dass gar keine Zeit dafür bleibt, sich wegen einer Eheschließung überhaupt Gedanken zu machen. Vielleicht leben Sie auch in einer Beziehung, bei der ein Partner das Bedürfnis hat, sich nicht festlegen zu wollen oder die Freiheit zu besitzen, jederzeit aus der Beziehung aussteigen zu können oder die Freiheit zu besitzen, außerhalb der bestehenden Beziehung auch noch andere Beziehungen zu pflegen.

Vielleicht ist der Partner oder die Partnerin auch ein Menschentyp, der davor scheut, romantische Anträge zu machen, vor allem dann, wenn Sie einen romantischen Heiratsantrag zwingend erwarten. Möglicherweise erhöhen Sie Ihre Chancen, wenn Sie die Eheschließung mehr sachlich betrachten und sich mit den magischen vier Worten „Willst du mich heiraten?“ begnügen.

Natürlich kann es auch eine Rolle spielen, dass es heutzutage keinen gesellschaftlichen Zwang mehr zur Eheschließung gibt. Viele betrachten die Ehe als Auslaufmodell und sind der Meinung, man könne auch ohne Eheschließung miteinander leben, eine gemeinsame Existenz gründen und zeitlebens zusammenbleiben. Sind Sie anderer Auffassung, empfiehlt sich, die Initiative zu ergreifen und selbst den Antrag zu stellen.

Wie bringe ich jemanden dazu, mich zu heiraten?

Liebe ist viel, aber nicht unbedingt alles, was für eine Eheschließung spricht. Egal wie es ist, Sie werden nicht umhinkommen, den Partner oder die Partnerin offen anzusprechen, dass Sie gerne als verheiratetes Paare durchs Leben gehen möchten. Vielleicht ist es dem Partner gar nicht bewusst, dass Sie die seelische Sicherheit benötigen, um Ihre Existenz mit der richtigen Perspektive führen zu können.

Gerade die mentale, seelische und nicht auch zuletzt die finanzielle Sicherheit sind gute Gründe, zu heiraten. Wenn Liebe und Zuneigung Sie zusammenschweißen, erscheint es logische Konsequenz, den Weg zum Standesamt zu beschreiten. Soweit der Partner eine religiöse Trauung scheut, könnten Sie sich damit begnügen, die Eheschließung allein beim Standesamt zu vollziehen und bestenfalls auch auf eine aufwändige Hochzeitsfeier zu verzichten.

Gut zu wissen: Rechtliche Vorteile der Ehe

Heiraten Sie, hält das Eherecht durchaus eine Reihe von Vorteilen bereit. Mit der Eheschließung verpflichten Sie sich formal und vertraglich, eine eheliche Lebensgemeinschaft zu führen und füreinander Verantwortung zu übernehmen. Allein dieses Bekenntnis verdeutlicht, wie wichtig der oder die andere ist. Das Bekenntnis dokumentiert schriftlich, dass Ihre Beziehung mehr ist als das bloße Wort. Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie als Vorteile einer Eheschließung auch anführen, dass Sie im Einkommensteuerrecht steuervergünstigt nach dem Splittingtarif veranlagt oder als besserverdienender Ehepartner steuergünstig in die Steuerklasse III eingestuft werden oder vom Arbeitgeber Zuschläge zum Gehalt bekommen.

Nicht zuletzt ist die finanzielle Sicherheit ein gewichtiges Argument für eine Eheschließung. Sollte ein Partner vorzeitig versterben, hat der überlebende Ehepartner ein gesetzliches Erbrecht und Anspruch auf eine Witwen- oder Witwerrente. Sollte aus Ihrer Beziehung ein gemeinsames Kind hervorgegangen sein, könnte es im Interesse des Kindes liegen, als eheliches Kind betrachtet zu werden und einen gemeinsamen Familiennamen zu tragen.

Ein gutes Argument kann je nach Standpunkt auch darin bestehen, dass ein Partner für den Fall der Trennung und Scheidung Anspruch auf Unterhalt, Zugewinnausgleich und Versorgungsausgleich hätte.

Verlobungszeit nutzen, um Ehe zu erproben

Verlobung ist das Versprechen, einander heiraten zu wollen. Eine vorgeschriebene Dauer gibt es nicht. In 2014 gaben in einer Umfrage 54 % an, vor der Heirat verlobt gewesen zu sein (Quelle: statista.com). Eine Verlobung kann durchaus das Sprungbrett darstellen, das Sie später in den Hafen der Ehe befördert. Eine Verlobung verpflichtet im Grunde zu nichts. Allenfalls dann, wenn ein Partner die Verlobung ohne nachvollziehbaren Grund löst, kommen Ersatzansprüche für unnütz getätigte Aufwendungen in Betracht (z.B. geplatzte Hochzeitsfeier) und die Verpflichtung zur Rückgabe eventueller Verlobungsgeschenke in Betracht.

Eine Verlobung ist jedenfalls eine gute Option, das Zusammenleben auf den Prüfstand zu stellen. Wer sich auch formal bindet, verhält sich möglicherweise anders, als wenn die Partnerschaft ohne formale Grundlage geführt wird. Genau diesen Zweck hat die Verlobung. Sie prüfen, ob Sie auch unter dem Dach formal vertraglicher Verbundenheit gewillt und in der Lage sind, Ihre Lebensgemeinschaft so zu führen, dass beide zufrieden sind.

Alles in allem

Wer heiratet, schafft Vertrauen und Sicherheit. Wer nicht heiratet, kann trotzdem wunderbar zusammenleben. Einen Heiratsantrag können Sie kaum erzwingen. Sie brauchen also einen langen Atem, starke Liebe und belastbare Gründe, wenn Sie den Partner oder die Partnerin zur Eheschließung motivieren wollen. Und egal wie lange Sie bereits zusammen sind, es ist nie zu spät für die Worte „Ja, ich will“.