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Partnerschaft und Kommunikation

Wie sich eine positive Kommunikation auf unsere Partnerschaft auswirkt

Eine gute Partnerschaft lebt davon, dass die Ehepartner miteinander reden. Eine positive Kommunikation ist das Gerüst einer guten Partnerschaft. Aber auch wer streitet, redet. Streit kann in der Partnerschaft eine Art positiver Kommunikation sein. Da uns Kommunikation nicht unbedingt in die Wiege gelegt ist und in der Schule nicht gelehrt wird, sollten Sie darüber nachdenken, was es heißt, zu kommunizieren. Sie werden überrascht sein, wie stabilisierend sich eine positive Kommunikation auf Ihre Partnerschaft auswirkt.

Das Wichtigste für Sie

  • Eine gute und stabile Partnerschaft erfindet sich täglich neu. Ein Partner ist nur so viel wert, wie Sie diesen wertschätzen. Wertschätzung äußert sich vornehmlich in der Kommunikation untereinander.
  • Wie eine gute Kommunikation funktioniert, ist Gegenstand zahlreicher Empfehlungen. Jeder Mensch ist individuell. Jede Beziehung ist individuell. Auch die Kommunikation verläuft individuell.
  • Ungeachtet dessen kommt es in der Kommunikation darauf an, die eigene Position zu hinterfragen, Schwachstellen zu erkennen und umgekehrt auf den Partner so einzugehen, dass Kommunikation möglich ist und konstruktiv verläuft.
  • Kommunikation erfolgt durch Worte. Wenn Sie bestehende Gemeinsamkeiten herausstellen oder solche neu schaffen, geschieht Kommunikation fast von selbst. Letztlich liegt es aber an Ihnen selbst, wie Sie sich artikulieren und wie Sie Gehörtes interpretieren.

Eine Partnerschaft ist kein Selbstläufer

Auch eine Beziehung geht durch Höhen und Tiefen und entwickelt sich so weiter.

Auch eine Beziehung geht durch Höhen und Tiefen und entwickelt sich so weiter.

Auch wenn Sie am Anfang Ihrer Beziehung total leidenschaftlich waren und dem Partner jedes Wort von den Lippen abgelesen haben, heißt das längst nicht, dass alles immer so bleiben wird. Es liegt in der menschlichen Natur und im Schicksal unseres Lebens, dass glückliche Zeiten auch von unglücklichen Zeiten begleitet werden. Nicht umsonst sagt der Pfarrer bei der Trauung: „Wie in guten Zeiten, so in schlechten Zeiten“. Die Relevanz dieses unscheinbaren Satzes erkennen Sie frühestens dann, wenn Ihre Partnerschaft auf die Probe gestellt wird. Grund dafür können partnerschaftliche Schwierigkeiten oder Ereignisse sein, die von außen einwirken. Wie auch immer: Eine Partnerschaft muss im Grunde tagtäglich neu gelebt werden. Wer die Partnerschaft als eine Selbstverständlichkeit betrachtet, wird irgendwann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit feststellen, dass im Leben nichts selbstverständlich ist.

Gut zu wissen:

Partnerschaft ist gesundheitliches Kapital. In einer Studie der University College London (Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry 2017) wurde klar festgestellt, dass Einsamkeit krank macht und das Demenzrisiko bei alleinstehenden Personen erheblich größer ist als bei Personen, die in einer Partnerschaft leben. Alleinstehende hätten demnach ein um 40 % höheres Risiko einer Demenzerkrankung. Grund kann sein, dass Partner besser auf sich Acht geben und einer sich um den anderen kümmert. Vor allem „stimuliere es das Gehirn, wenn ein Partner da ist, mit dem sich reden lässt“.

Warum ist die Kommunikation unter Partnern oft schwierig?

Auf diese Frage wird jeder eine individuelle Antwort geben. Sicher gibt es Paare, in deren Beziehung es keinerlei Sand im Getriebe gibt und jeder sofort versteht und umsetzt, was der andere will. Das Problem aber ist wohl, dass wir nicht unbedingt gelernt haben, wirklich im positiven Sinne miteinander zu sprechen und zu kommunizieren. Wir reden meist nur über negative Umstände und betrachten Positives als Selbstverständlichkeit. Die Nachrichten in den Medien sind dafür das beste schlechte Beispiel.

Darin besteht die Liebe: Dass sich zwei Einsame beschützen und berühren und miteinander reden.

Rainer Maria Rilke

Ein falsches Wort zum falschen Zeitpunkt kann fatale Nachwirkungen haben, auch wenn damit keinerlei böse Absicht verbunden war. Es kommt immer darauf an, wie der Partner eine vielleicht nebensächlich geäußerte Bemerkung versteht und interpretiert. Denn das, was Sie gerade gehört oder empfunden haben, interpretieren Sie im Rahmen dessen, was Sie fühlen, wie Sie im Leben stehen und was Sie persönlich für gut oder schlecht empfinden. Das, was der Partner vielleicht unabsichtlich sagte oder gar nicht sagen wollte, geht in Ihrer einseitig subjektiv geprägten Interpretation unter.

Praxisbeispiel:

Sie kommen abends nach Hause. Der Büroalltag hat Ihren letzten Nerv verbraucht. Sie fallen auf die Couch. Als der Partner vorschlägt, die gerade neu eingezogenen Nachbarn zu besuchen und auf eine gute Nachbarschaft anzustoßen, entfährt Ihnen die Bemerkung, dass Sie keinerlei Lust dazu haben und sich gerade etwas Besseres vorstellen können. Ihr Partner interpretiert Ihre Bemerkung als Geringschätzung der Nachbarn und schließt daraus, dass Sie keinerlei Interesse an einer guten Nachbarschaft hätten. In Wirklichkeit sind Sie aber einfach nur todmüde und wollen zumindest jetzt Ihre Ruhe haben. Einen Besuch eine Stunde später hätten Sie hingegen problemlos akzeptiert, haben diesen Wunsch aber nicht ausgesprochen.

Stimmt es, Frauen sind emotional, Männer rational?

Frauen und Männer gehen unterschiedlich mit Angelegenheiten um.

Frauen und Männer gehen unterschiedlich mit Angelegenheiten um.

Kommunikationsprobleme in der Partnerschaft haben ihre Ursache oft auch darin, dass Männer und Frauen mit ihren Gefühlen sehr unterschiedlich umgehen. Mädchen und Jungs werden unterschiedlich erzogen und entwickeln evolutionsbiologisch unterschiedliche Voraussetzungen, um mit Gefühlen, wie Liebe, Trauer, Wut und Freude umzugehen. Logisch, dass sich daraus im Alltag Missverständnisse ergeben. Es dürfte nicht unbedingt ein Klischee sein, zu behaupten, dass Frauen viele Dinge emotional sehen, Probleme mit dem Partner im Detail besprechen wollen, während Männer die Dinge eher rational sehen und pragmatisch und lösungsorientiert denken.

Wie geht in der Partnerschaft positive Kommunikation vonstatten?

In der Theorie ist es einfach. Reden Sie miteinander! Voraussetzung dafür ist, dass Sie sich Zeit nehmen und vor allem auch die Muße dafür haben, mit dem Partner zu kommunizieren. Wenn Ihr Partner abends müde geschafft nach Hause kommt, dürfen Sie nicht unbedingt erwarten, dass er sogleich die Energie aufbringt, sich in ein Gespräch vertiefen zu lassen. Vor allem riskieren Sie, dass sich der Stress am Arbeitsplatz auf zu Hause überträgt und damit schlechte Vorbedingungen für ein konstruktives Gespräch bestehen. Psychologen sprechen von „Stressübertragung“.

Eine gute Kommunikation ist essenziell für eine glückliche Beziehung.

Schaubild:
Eine gute Kommunikation ist essenziell für eine glückliche Beziehung.

Ein Ausweg daraus könnte darin bestehen, dass Sie auf eine „Work-Life-Balance“ achten und Beruf und Privatleben möglichst voneinander trennen. Natürlich kann es konstruktiv sein, wenn der Partner von seinem beruflichen Alltag berichtet. Es tut vielleicht gut, wenn er oder sie das Gefühl hat, der andere hört zu, zeigt Verständnis und weiß, dass für die Kommunikation wegen sonstiger familiärer Angelegenheiten jetzt nicht unbedingt der richtige Zeitpunkt ist.

Es ist mehr als eine gut gemeinte Empfehlung, wenn Sie dem Partner zuhören und eigene Anliegen vielleicht hintenanstellen. Es ist oft besser, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, ein eigenes Anliegen vorzutragen. Mit Zwang und Druck lässt sich vieles nicht erreichen. Möchten Sie den Partner irgendwie beeinflussen, ist es wichtig, dafür den Boden aufzubereiten, auf dem sich ein Gespräch zielführend gestalten lässt. Ist dies nicht der Fall, sprechen Sie „gegen eine Wand“. Reden und zuhören gehen Hand in Hand. Wer nur redet, ohne dass der andere zuhört, ist schnell frustriert. Wer nur redet, ohne den anderen zu Wort kommen zu lassen, frustriert den anderen genauso.

Ohne Kompromisse funktioniert keine Partnerschaft

Jede Partnerschaft ist ein Kompromiss. Kein Mensch ist perfekt. Wenn Sie stets bedingungslos versuchen, Ihre Wünsche umzusetzen, kommt der andere zu kurz. Bevorzugen Sie, Ihren Sommerurlaub in den Bergen zu verbringen, während der Partner ans Meer will, kann der Ausweg nur darin bestehen, dass Sie abwechselnd in die Berge oder ans Meer fahren und so jeder auf seine Kosten kommt. Die Alternative, dass jeder allein in Urlaub fährt, dürfte in der Partnerschaft Kommunikationsprobleme potenzieren.

Einer Umfrage zufolge tendieren Partner eher dazu ein Beziehung aufzugeben, statt zu kommunizieren.

Einer Umfrage zufolge tendieren Partner eher dazu ein Beziehung aufzugeben, statt zu kommunizieren.

Welche Auswirkungen die Kommunikation in der Partnerschaft hat, hat die Marriage Foundation in einer Umfrage festgestellt. Beziehungen werden offenbar zunehmend als Konsumgut betrachtet. Wenn Kommunikationsprobleme bestehen und sich Partner unglücklich fühlen, verabschieden sich Partner oft aus der Beziehung. Statt um die Beziehung zu kämpfen und das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, resignieren viele. Fühlen Sie sich betroffen, sollten Sie also aufhören, Ihre Beziehung als etwas zu verstehen, mit dem Sie genauso umgehen können, wie mit einem Mobilfunkvertrag oder der Mitgliedschaft in einem Verein. Glück und Zufriedenheit werden nicht frei Haus geliefert und werden auch mit dem Trauschein nicht lebenslang garantiert. Sie müssen auch in eine unglückliche Beziehung Zeit, Geduld und echte Arbeit investieren.

Schaffen Sie Gemeinsamkeiten

Eine Partnerschaft lebt davon, dass die Partner gemeinsame Interessen haben. Einfach nur die Kinder großziehen oder gemeinsam in den Urlaub fahren, ist zwar eine gute Basis für gemeinsame Interessen, ist aber auf Dauer nicht ausreichend. Je mehr gemeinsame Interessen Sie schaffen, desto stabiler ist Ihre Beziehung. Nehmen Sie diese Interessen wahr, kommunizieren Sie automatisch miteinander. Die Kommunikation ergibt sich von selbst. Gemeinsame Interessen oder gemeinsame Ziele können sich daraus ergeben, dass Sie im Möbelhaus einen neuen Wohnzimmerschrank aussuchen, die Küche neu streichen und sich in der Wandfarbe verständigen, dem örtlichen Wanderverein beitreten oder sich Zeit für ein Theaterabonnement nehmen. Auch viele kleine Gemeinsamkeiten bilden das Gerüst für einen stabilen Zusammenhalt. Eine bessere positive Kommunikation in der Partnerschaft ergibt sich dann von selbst. Gemeinsame Ziele haben auf jeden Fall eine starke Bindungskraft. Sie sind der Kitt einer guten Ehe.

In einer glücklichen Beziehung sind Gemeinsamkeiten zwischen den Partner nur von Vorteil.

Schaubild:
In einer glücklichen Beziehung sind Gemeinsamkeiten zwischen den Partner nur von Vorteil.

Leben Sie Ihre Partnerschaft täglich neu

Wer die Partnerschaft als Alltagsangelegenheit betrachtet, stößt schnell an Grenzen. Die Zweisamkeit am Anfang einer Beziehung verflacht schnell in Gewohnheiten, Nachlässigkeiten und Desinteresse. Nehmen Sie wahr und akzeptieren Sie die Eigenheiten Ihres Partners. Versuchen Sie nicht, ihn oder sie in Ihrem Sinne zu erziehen. Sie sind Partner, nicht Vater oder Mutter. Wenn sich Ihre Kommunikation nur noch darauf beschränkt, Geld zu verdienen, die Kinder zu versorgen, die Wohnung zu putzen und die Steuern zu bezahlen, tritt vieles in den Hintergrund, was eigentlich Ihre Partnerschaft begründet hat. Sie sollten sich also darauf besinnen, dass Ihr Partner Partner ist und warum Sie einmal geheiratet haben.

Die Partnerschaft täglich neu leben, kann darin bestehen, dass Sie dem Partner Blumen auf den Tisch stellen, ihn oder sie ab und an umarmen oder für etwas loben. Auch ein scheinbar noch so unwichtiges Wort kann enorme Bedeutung haben, wenn der Partner dieses als Lob, Ausdruck von Zuneigung, Achtung oder Wertschätzung empfindet.

Verzeihen ist wichtig

Kein Mensch ist unfehlbar. Ehefrauen und Ehemänner sind es noch weniger. Sollten Sie Anlass haben, Ihrem Partner ein Fehlverhalten vorzuwerfen, sollten Sie abwägen, welche Relevanz dieses Fehlverhalten im Hinblick auf Ihre Ehe und Ihre partnerschaftlichen Gemeinsamkeiten hat. Die Bedeutung eines Fehlverhaltens relativiert sich oft, wenn Sie nach Kenntnis nicht sofort Konsequenzen ziehen, sondern einige Zeit ins Land gehen lassen und die Gegebenheiten nach einiger Zeit neu beurteilen. Bestenfalls hilft das Gespräch. Vor allem, wenn der Partner den Fehler eingesteht und Sie die Umstände kennen, aus denen sich das Fehlverhalten ergeben hat, relativiert sich vieles. In einer guten Partnerschaft sollte verzeihen möglich sein. Auch wenn Sie heute den Moralapostel spielen, könnte es sein, dass Sie sich selbst morgen in einer Situation wiederfinden, in der Sie sich selbst wegen irgendeines Fehlers oder ehelichen Fehlverhaltens gegenüber dem Partner rechtfertigen müssen. Wenn dann eine Verzeihung möglich ist, führen Sie eine gute Ehe.

Frieden kannst du nur haben, wenn du ihn gibst.

Marie von Ebner-Eschenbach

Gut zu wissen:

Der Valentinstag im Februar ist eine gute Sache. Wenn Sie den Valentinstag aber als Einmalereignis betrachten und Ihrem Partner nur an diesem Tag Ihre Zuneigung kundtun, ist das aus Sicht vieler Partner einfach zu wenig. Menschen brauchen täglich den Kontakt. Jegliche Art von Körperkontakt ist auch eine Form von Kommunikation. Körperkontaktdefizite führen zu chronischem Stress, Burn-out, Depression und schwächen das Immunsystem. So behauptet Virginia Satir, die vielfach als Mutter der Familientherapie geehrt wird: „Wir brauchen vier Umarmungen am Tag zum Überleben, acht Umarmungen am Tag zum Leben und zwölf Umarmungen am Tag zum innerlichen Wachsen“. Also: Jetzt wissen Sie, was Sie heute noch zu tun haben.

Was nutzt in der Partnerschaft ein Kommunikationstraining?

Kommunikation lässt sich durchaus trainieren. Sie ist nicht angeboren. Nicht jeder ist ein Kommunikationstalent. Haben Sie das Gefühl, dass Sie nicht oder nicht mehr sachgerecht miteinander kommunizieren können, können Sie auch eine Paartherapie in Betracht ziehen. In 75 Prozent aller Fälle sind Frauen die Initiatoren. Frauen arbeiten gerne an ihren Beziehungen, während Männer Probleme eher beschönigen, ignorieren oder beiseiteschieben. In der Paartherapie geht es darum, dass der Therapeut versucht, Handlungsmuster offenzulegen, aus denen sich typische ehebedingte Streitigkeiten ergeben. Seine Aufgabe ist es, den Partnern diese Konfliktmuster bewusst zu machen und aufzuzeigen, wie sich die damit verbundenen Kommunikationsprobleme beeinflussen lassen.

Eine Paartherapie kann Ihnen helfen, unabhängig davon, ob Sie sich danach trennen oder zusammenbleiben.

Schaubild:
Eine Paartherapie kann Ihnen helfen, unabhängig davon, ob Sie sich danach trennen oder zusammenbleiben.

Fazit

Was ist Ihnen Ihre Partnerschaft wert? Sie sollten nicht abwarten, die Antwort erst dann zu suchen, wenn es dafür vielleicht zu spät ist und Sie sich trennen, scheiden lassen oder der Partner gar verstirbt. Kommunikation kann anstrengend sein. Der Lohn dafür, dass Sie in der Partnerschaft gut kommunizieren, kann aber ungemein größer sein.

Autor:  Johannes Trestow

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