Wie liebte eigentlich Arthur Schnitzler?

 
 

Der Wiener Schriftsteller Arthur Schnitzler (1862-1931) fühlte sich einsam – trotz zahlreicher Liebeleien. Für ihn gab es keine Liebe. Erst mit fast 40 Jahren überwand er seine Bindungsangst und heiratete eine Schauspielerin. Doch die Ehe scheiterte. Seine Frau verließ ihn. Als sich dann auch noch seine 18-jährige Tochter das Leben nahm, zerbrach er und starb am 21.10.1931 an den Folgen einer Gehirnblutung. Und vielleicht auch an gebrochenem Herzen.

Wer war dieser Mensch Arthur Schnitzler? Ein Zyniker, ein Liebender, fraglos aber ein Einsamer. In seinem berühmten Theaterstück „Der Reigen“ bringt er die Doppelmoral und Heuchelei, Triebhaftigkeit und Vergänglichkeit der Liebe und Sexualität zum Ausdruck. Hier äußert er sich sarkastisch über die Moral der Menschen, ihren Verfehlungen, Lügen und Trieben. Er seziert die Menschen, durchdringt das Unterbewusste und bringt bittersüße Wahrheiten ans Tageslicht. Verbal attackierte er hierbei die versteckte Frivolität, Oberflächlichkeit und Eitelkeit des Wiener Bürgertums. Dies brachte er zwar mit Witz, Ernst, Ironie und Verbitterung zu Papier. Aber die Wiener hassen ihn dafür bis heute.

Ehekrise

In seinem Werk „Traumnovelle“ schildert er die Tief- und Abgründe von Emotionen und Sehnsüchten in einer ganz normalen Ehe. Im 1. Kapitel heißt es:

„Albertine, ob sie nun die Ungeduldigere, die Ehrlichere oder die Gütigere von den beiden war, fand zuerst den Mut zu einer offenen Mitteilung; und mit etwas schwankender Stimme fragte sie Fridolin, ob er sich des jungen Mannes erinnere, der im letztverflossenen Sommer am dänischen Strand eines Abends mit zwei Offizieren am benachbarten Tisch gesessen, während des Abendessens ein Telegramm erhalten und sich daraufhin eilig von seinen Freunden verabschiedet hatte.
Fridolin nickte. »Was war's mit dem?« fragte er.“

Allgemeingültiges ließ Schnitzler in individuellen Figuren aufleben. Er schrieb über Herzenssachen, auch eigene. Die persönliche Note, die seinen Texten anhaftet, fiel auch Sigmund Freud auf. Träume beschäftigen Schnitzler stark. Sie waren für ihn Abbild einer Realität, die der Mensch aber nie zugeben würde: verdrängte Wahrheiten wie Untreue, erotische Eskapaden, Einsamkeit und Ängste. All das, woran er letztendlich selbst scheiterte.

„DIE JUNGE FRAU. Frag nicht ... frag nicht ... es ist zu schrecklich. – Warum hab ich dich so lieb! – Adieu.“
(Reigen, Kap. IV, Der junge Herr und die junge Frau)