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Trennungsschmerz

Nach einer Trennung durchleben Betroffene häufig eine Phase, die von schmerzlichen Gefühlen begleitet wird. Nur in den seltensten Fällen vollziehen Paare eine Trennung in gegenseitigem Einvernehmen. Meist wird der Entschluss, sich trennen, von einem der beiden Partner gefasst. Der andere, verlassene Partner fühlt sich überrumpelt und häufig wie gelähmt. Traurig, verzweifelt und gekränkt bleibt er zurück, er ist schockiert und empfindet tiefen Schmerz.

Das Wichtigste über Trennungsschmerz für Sie:

  • Die Erfahrungen, die wir in unserem Leben mit Trennungen gemacht haben, beeinflussen die Intensität des Trennungsschmerzes.
  • Die Überwindung des Trennungsschmerzes verläuft in mehreren Phasen.
  • Die emotionale Gefühlslage nach einer Trennung ist mit der nach dem Tod eines geliebten Menschen vergleichbar, insofern ist auch hier „Trauerarbeit“ erforderlich.
  • Die aufbrechenden Gefühle sollten nicht unterdrückt werden. Aufkommende Wut sollte abreagiert werden, ohne andere Menschen zu verletzen.
  • Niemand sollte versuchen, seinen Trennungsschmerz und Kummer alleine und für sich zu verarbeiten.
  • Trennungsschmerz kann schneller überwunden werden, indem Sie aktiv werden, neue Schlüsselreize schaffen und den Blick in die Zukunft richten.

Eine Trennung ist immer mit Schmerz und Leid verbunden

Die Intensität und Dauer, in der wir mit einer Trennung und dem Trennungsschmerz zu kämpfen haben, ist nicht bei allen Menschen gleich. Ob eine Person regelrecht zusammenbricht und keine Perspektive mehr für ihr weiteres Leben sieht oder ob jemand nach relativ kurzer Zeit in der Lage ist, neue Lebenspläne zu schmieden, hängt unter anderem davon ab, welche Erfahrungen in der Vergangenheit mit Trennungen gemacht wurden. Wer beispielsweise eine friedlich verlaufende Trennung der Eltern miterlebt hat oder die eigene Ablösung vom Elternhaus als gute Erfahrung für sich verbucht hat, wird eine Trennung schneller verarbeiten als jemand, für den dieses Thema mit traumatischen Erlebnissen zusammenhängt. Natürlich ist es von entscheidender Bedeutung, ob Sie selbst derjenige waren, der die Trennung aktiv eingeleitet hat. Wer sich dazu entschlossen hat, einen Schlussstrich unter eine Beziehung zu setzen, fühlt sich dabei auch nicht unbedingt wohl in seiner Haut. Doch hat er sich schon länger gedanklich damit befasst, diesen Schritt zu machen und wahrscheinlich schon eine neue Perspektive für sein Leben entwickelt.

Bei der Überwindung des Trennungsschmerzes durchleben Menschen unabhängig davon, wie viel Zeit der gesamte Prozess in Anspruch nimmt, vier Phasen. In der ersten Phase stehen die Betroffenen noch unter Schock und empfinden eine große innere Leere. In der zweiten Phase brechen Gefühle tiefer Verzweiflung und Hilflosigkeit auf. Erst nach und nach, im Verlauf der dritten Phase, wird das Geschehene verarbeitet und das in Mitleidenschaft gezogene Selbstbewusstsein erholt sich allmählich wieder. In der vierten Phase schließlich gelingt es, den Blick wieder nach vorne zu richten und neue Pläne und Perspektiven zu entwickeln.

Durch ein Zulassen der Gefühle Trennungsschmerz überwinden

Eine Auseinandersetzung mit den sich einstellenden heftigen Gefühlen ist nach einer Trennung unumgänglich. Pläne haben sich zerschlagen, das gesamte Leben ändert sich. Wie gut Sie es schaffen, den Trennungsschmerz zu überwinden, hängt auch damit zusammen, wie die Beziehung zum Ex-Partner sich entwickelt. Zwar wird meist empfohlen, jeglichen Kontakt zu vermeiden, doch ist dies eventuell aus beruflichen Gründen oder auch, weil es gemeinsame Kinder gibt, überhaupt nicht möglich. Wenn beide sich so fair wie möglich verhalten, wird die Verarbeitung einer Trennung sicher nicht so lange dauern wie wenn getroffene Vereinbarungen nicht eingehalten und auf diese Weise neue Enttäuschungen herauf beschworen werden, die den Schmerz immer wieder aufs Neue reaktivieren.

Wenn die Partner gemeinsame Kinder haben, so muss auch deren Kummer aufgefangen werden, was den Prozess der Verarbeitung hinauszögert. Zudem verbringt man als Elternteil einen großen Teil seiner Zeit mit dem Nachwuchs – Zeit, die von alleine lebenden Personen dafür genutzt werden kann, sich mit Freunden oder Freundinnen zu treffen, Sport zu treiben oder sich auf andere Weise mit Dingen zu beschäftigen, die einem nach einer Trennung gut tun. Dabei geht es aber nicht so sehr darum, sich etwa abzulenken, denn dies würde nur einer Verdrängung der Gefühle gleichkommen. Um Trennungsschmerz zu überwinden, ist in ähnlicher Weise wie nach dem Tod einer geliebten Person Trauerarbeit erforderlich. In beiden Fällen werden die heftigen Emotionen dadurch ausgelöst, dass es nun gilt, sein Leben ohne die betreffende Person weiter zu führen. Um diese Situation zu verarbeiten, ist es wichtig, die aufkommenden Gefühle zuzulassen und bewusst wahrzunehmen, nur so können sie verarbeitet und überwunden werden.

Trennungsschmerz überwinden – Tipps gegen Trennungsschmerz

Wer vom Partner verlassen wurde, empfindet allerdings nicht nur Trennungsschmerz, Trauer und Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit oder Ratlosigkeit. Oftmals stellt sich auch ein heftiger Zorn auf den Ex-Partner ein. Bei Menschen, die eine große Wut empfinden, kann es sein, dass sie diese unbewusst zusätzlich nähren, um sich nicht so hilflos zu fühlen. Jemand, der wütend ist, fühlt sich stärker als jemand, der traurig ist. Wut ist nach einer Trennung in einem gewissen Rahmen auch völlig angemessen und kann durchaus als Ventil genutzt werden, wenn sie in körperliche Bewegung umgesetzt wird. Wichtig ist hierbei, darauf zu achten, andere nicht zu verletzen.

Im Fitnessstudio bietet sich beispielsweise die Möglichkeit, seinen Zorn an einem Boxsack auszulassen. In gleichem Maße kann es Erleichterung bringen, mit Hilfe eines Teppichklopfers auf eine Matratze einzudreschen. Wem das zu töricht erscheint, kann auch joggen gehen oder Seil springen. Wenn Sie eine Möglichkeit finden, Ihre Wut auf diese Weise heraus zu lassen, werden Sie sich in jedem Falle besser fühlen als wenn Sie sich den lieben langen Tag in Traurigkeit und Trennungsschmerz suhlen. Bei einigen Menschen führt das dazu, dass sie das Gefühl der Wut überhaupt nicht mehr loslassen, weil sie befürchten, sonst in Tränen auszubrechen. Auf lange Sicht gesehen wird es auf diese Weise allerdings schwer sein, jemals wieder Lebensfreude zu empfinden oder sich auf eine neue Beziehung einzulassen. Zudem besteht die Möglichkeit, dass sich solche negativen Gefühle auch auf einer körperlichen Ebene manifestieren. Sprichwörtlich ist in diesem Zusammenhang häufig von „Wut im Bauch“ oder „Wut im Nacken“ die Rede. Wer sehr wütend auf seinen Ex-Partner ist, tut also gut daran, sich nach einem geeigneten Ventil umzuschauen.

Sich auf die eigenen Bedürfnisse konzentrieren

Niemand sollte denken, es sei eine gute Idee, Trennungsschmerz ganz für sich alleine zu verarbeiten. Wer sich völlig isoliert, neigt dazu, sich in seinen Schmerz „einzugraben“. Sich seiner Trauer hinzugeben, ist vielleicht für eine vorübergehende Zeit sinnvoll. Auf Dauer sollte man allerdings nicht auf soziale Kontakte verzichten. Sein Herz einem guten Freund oder einer Freundin auszuschütten, sich trösten und auch einmal in den Arm nehmen zu lassen, gehört zu den ganz normalen menschlichen Bedürfnissen, denen man in dieser schwierigen Zeit ruhig nachgeben sollte. Bevor Sie Ihren Kummer in die ganze Welt hinaus tragen, ist es allerdings sinnvoll, sich für diese Aufgabe eine bestimmte Person auszusuchen, der Sie auch vertrauen.

Expertentipp:

Dabei sollten Sie ruhig in sich hinein horchen, um herauszufinden, welches Bedürfnis am größten ist: Brauchen Sie eher das offene Ohr oder eine Person, von der Sie sich auch mal wieder zum Lachen bringen lassen können? Suchen Sie einen Freund, der gut Resonanz geben kann und andere Sichtweisen eröffnet oder jemanden, mit dem Sie gemeinsam lästern können?

Das Gespräch mit einer vertrauten Person kann uns davon abhalten, in Selbstmitleid zu verfallen und uns von destruktiven Gedanken abbringen. Bei zahlreichen Menschen zeigt sich Destruktivität beinahe automatisch, wenn sie in eine scheinbar ausweglose Situation geraten, wie es eine Trennung für viele darstellt. Oft äußert sie sich in Form von Hass, der das Gefühlsleben vollkommen vergiften kann. In anderen Fällen richtet sie sich jedoch auch gegen die eigene Person. Neben Selbstzweifeln, die zu schweren Depressionen führen können, ist auch der Griff zu Drogen oder Alkohol eher destruktiv und trägt keinesfalls dazu bei, den Schmerz besser oder schneller zu überwinden.

Auch, wenn es schwer fallen mag, ist es in einer Trauerphase ungemein wichtig, sich auf seine tatsächlichen Bedürfnisse zu konzentrieren. Tatsächlich neigen einige Menschen dazu, die grundeigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen, wenn sie eine Krisensituation durchleben. Darunter fallen neben den körperlichen Bedürfnissen wie Essen und Trinken, Schlafen, körperliche Bewegung und Hygiene auch emotionale Bedürfnisse wie zwischenmenschliche Kontakte sowie Dinge, die man als angenehm empfindet wie Musik zu hören. Besonders schwer fällt es Menschen, die unter Trennungsschmerz leiden, ihre mentalen Bedürfnisse wahrzunehmen, also mentale Entspannung oder die Konzentration auf neue Pläne und deren Umsetzung.

Aktivitäten und bewusste Veränderungen sind hilfreich

Es können Monate, im Extremfall auch Jahre vergehen, bis der Trennungsschmerz verfliegt. Und doch haben wir alle in unserem Umfeld schon erlebt, dass andere Menschen diese schwierige Phase überwunden haben. Dies sollten Sie sich in Erinnerung bringen.

Wer vor mehr oder weniger kurzer Zeit eine Trennung erlebt hat, sollte sich außerdem darüber klar werden, dass man gezielt daran arbeiten kann, sich selbst aus dem Loch zu ziehen, in das man nach der Trennung versunken ist. Das schaffen Sie, indem Sie sich einen Plan für Aktivitäten und Unternehmungen erstellen, die Sie gerne machen, indem Sie sich also ganz auf Dinge konzentrieren, von denen Sie wissen, dass sie einem ein gutes Gefühl vermitteln. Hierbei sollten Sie nicht solche Unternehmungen wählen, die Sie gerne mit dem Ex-Partner oder der Ex-Partnerin zusammen gemacht haben. Im anderen Falle besteht die Gefahr, dass Sie sich zu der Hoffnung hinreißen lassen, Ihren Ex-Partner vielleicht noch einmal zu treffen. Soweit es geht, sollten Sie jeglichen Kontakt auf das nötigste Minimum reduzieren.

Auch die Hoffnung, Sie könnten ja Freunde bleiben, erfüllt sich in der Mehrzahl der Fälle, wenn überhaupt, dann erst nach sehr langer Zeit. Bis Sie soweit sind, dass gemeinsame Erinnerungen keine Traurigkeit und keinen Trennungsschmerz mehr aufkommen lassen, sollten Sie auch die Dinge aus Ihrer Umgebung entfernen, die noch an den Partner erinnern. Sie müssen ja nicht unbedingt alles wegwerfen, auch wenn manche Menschen das tun. Wenn der Schmerz sich irgendwann einmal verzogen hat, können Erinnerungen ja durchaus etwas schönes sein. Eine gute Möglichkeit ist es, wenn Sie sämtliche Fotos und sonstige Dinge, die etwas mit Ihrem Ex-Partner zu tun haben, einsammeln und in einen Karton packen. Gleichzeitig helfen schon kleine Veränderungen in den eigenen vier Wänden wie das Umstellen der Möbel oder auch ein neuer Haarschnitt dabei, neue und frische Schlüsselreize zu schaffen, die zu einer Veränderung der Gefühlswelt beitragen.

Den Blick vertrauensvoll in die Zukunft richten

Wenn eine Trennung noch sehr frisch ist, kreisen die Gedanken in erster Linie um die gemeinsame Vergangenheit. Doch selbst, wenn Sie es sich eine Zeitlang kaum vorstellen können, ist eine rosige Zukunft auch ohne den Ex-Partner möglich. Jeder Mensch hat auch nach einer Trennung die Möglichkeit, wieder glücklich zu werden. Der nächste Partner befindet sich vielleicht sogar schon ganz in der Nähe, ohne dass Sie davon etwas ahnen. Darüber hinaus sollten Sie sich klarmachen – nicht zuletzt, um dem eigenen Selbstbewusstsein etwas Gutes zu tun – dass es Menschen gibt, von denen Sie gemocht und geschätzt werden. Freunde, Kollegen und die Familie, die auch in Zukunft noch für Sie da sein werden.

Wenn Sie sich diesem Gedanken öffnen, anstatt nur daran zu glauben, dass Sie niemals wieder glücklich werden können, sind Sie auf einem guten Weg, um den Trennungsschmerz zu überwinden. Ein krampfhaftes Suchen nach einem neuen Partner ist allerdings wenig empfehlenswert, denn die Kompensation von schmerzlichen Gefühlen ist keine gute Basis für eine neue Liebe. Um eine andere Person wirklich lieben zu können, müssen Sie zuerst in der Lage sein, sich selbst zu lieben. Voraussetzung hierfür ist ein Zustand, in dem Sie mit sich selbst im Reinen sind und auf Ihre körperliche, emotionale und mentale Balance achten. Erst dann entwickelt sich die Fähigkeit, vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken und daran zu glauben, dass eine neue Liebe im Bereich des Möglichen liegt.

Autor:  iurFRIEND-Redaktion

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